Taugt KI zur Ansprache von Investoren?
Nutzen IR-Manager Werkzeuge, die mit Künstlicher Intelligenz arbeiten? Eine Umfrage der FH Pölten zeichnet ein eher zurückhaltendes Bild.
Künstliche Intelligenz (KI) in den Investor Relations (IR): Game Changer oder Challenger in der Finanzkommunikation? Dieser Frage ging eine Studie des Studiengangs Digital Business Communications der Fachhochschule St. Pölten in Kooperation mit dem Beratungs-unternehmen junicorn consulting nach. Studierende befragten 253 börsennotierte Unter-nehmen und ihre IR-Abteilungen im DACH-Raum zum Thema.
Zwischen Skepsis und Pioniergeist
Die Ergebnisse zeichnen ein Bild von Zurückhaltung, aber auch Neugier: Während 34 % der befragten IR-Professionals in Künstlicher Intelligenz noch keine unmittelbare Relevanz für ihre Arbeit sehen, erkunden 51 % die Möglichkeiten von KI-Tools und weitere 13 % planen zumindest, KI einzusetzen.
„Ein kontroverser Befund, der sich auch mit dem aktuellen Wissensstand zur KI der IR-Manager*innen erklären lässt“, sagt Kovarova-Simecek, die den Master-Studiengang Digital Business Communications an der FH leitet. Mehr als die Hälfte (59 %) würde ihr eigenes KI-Wissen selbstkritisch als sehr oder eher niedrig beziehungsweise stark ausbaufähig einschätzen.
KI als kreative Partnerin
Laut Studie wird Künstliche Intelligenz in den Investor Relations derzeit hauptsächlich zur Übersetzung von Texten, Textbearbeitung, Ideengenerierung und Recherche eingesetzt. Entsprechend seien die am häufigsten genutzten KI-Tools der Übersetzungs- und Sprachdienst DeepL (44 %) und der Chatbot ChatGPT (22 %).
IR-Verantwortliche nutzen insgesamt nur ein paar wenige KI-Tools, so die Studie weiter. Von den 16 abgefragten Anwendungen kommen in den Investor Relations nur sechs zum Einsatz. Viele der KI-Tools, die in anderen Bereichen durchaus schon verwendet werden, wie DALL-E, Midjourney oder Jasper AI, seien in den IR-Abteilungen noch kein Thema.
Potenziale
Doch IR-Professionals zeigen sich gegenüber den Potenzialen der KI offenbar aufgeschlossen. KI-Einsatz können sich die Befragten vor allem in der Erstellung von Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichten (63 %), IR-Präsentationen (63 %), Websites (53 %) oder Social-Media-Angeboten (45 %) vorstellen. Auch die Vorstellung, KI für Newsletter (41 %) und E-Mails (34 %) zu nutzen, findet unter den befragten IR-Professionals Anklang. Für jede*n Vierte*n (24 %) sei laut Umfrage auch der Einsatz von KI bei Chat Bots – derzeit noch kein Thema – vorstellbar.
Diese Offenheit fuße auf den überzeugenden Vorteilen der KI: Zeitersparnis (85 % Zustimmung) und Effizienzsteigerung (84 % Zustimmung) stehen der Befragung zufolge dabei im Vordergrund. Indem lästige Routineaufgaben wegfallen, könnten sich IR-Manager*innen auf strategische Aufgaben konzentrieren, was nicht nur zu einer Kostenreduktion führe, sondern auch die Arbeitsqualität verbessere.
Neue Herausforderungen
Die vielversprechende Rolle von KI in Investor Relations ginge aber auch mit Herausforderungen einher. Zu klären seien dabei vor allem die Fragen nach Datensicherheit und Datentransparenz (78 % Zustimmung), Cybersecurity-Risiken (59 %), fehlendem Mitar-beiter-Know-how (50 %), aber auch der Einhaltung IR-spezifischer rechtlicher Anforderungen.
„Unsere Studie spiegelt nicht nur den aktuellen Stand der KI-Nutzung in Investor Relations wider, sondern zeichnet auch die Konturen einer Zukunft, in der KI eine Schlüsselrolle in der IR-Kommunikation und Interaktion mit Investor*innen und anderen Stakeholdern spielen könnte“, fasst Kovarova-Simecek die Ergebnisse der Studie zusammen.