Tech-Fachkräfte: Muss sich der Nachwuchs Sorgen machen?

Laut Bedarfsanalyse der Wirtschaftskammer ist der Bedarf an Fachkräften ungebrochen. Künstliche Intelligenz wird Ausbildungsthema.
Für die aktuelle Bildungsbedarfsanalyse – die Studie wird alle zwei Jahre durchgeführt – hat das Forschungsinstitut Makam Research 1.000 Wiener Unternehmen befragt. Die Betriebe beschäftigen 15 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Wiens, derzeit rund 90.000 Personen.
Laut Studie ist die Nachfrage nach Absolventinnen und Absolventen von HTL und Fachhochschulen derzeit am höchsten. 33 Prozent der befragten Unternehmen wollen in den kommenden drei bis fünf Jahren mehr HTL-Absolvierende einstellen. Ebenfalls ein Drittel der Betriebe beklagt einen Mangel an HTL-Absolvierenden. Vor allem in den Bereichen Informatik, Elektrotechnik/Elektronik und Informationstechnologie werden Mitarbeitende gesucht.
Fast gleich hoch wie bei den HTL ist die Nachfrage im Fachhochschulbereich. Hier sind es 32 Prozent der Wiener Unternehmen, die mehr FH-Abgängerinnen und -Abgänger beschäftigen wollen. Für rund 30 Prozent der Unternehmen gibt es zu wenige FH-Absolvierenden. Gefragt ist vor allem der Bereich Ingenieurwissenschaften und Informatik.
KI relevant
Den hohen Bedarf an IT- und Technik-Fachkräften bestätigt ein weiterer Trend: Im Rahmen der aktuellen Bildungsbedarfsanalyse wurde erstmalig das Thema Künstliche Intelligenz abgefragt. Für 35 Prozent der Wiener Unternehmen sind KI-Anwendungen bereits relevant. 50 Prozent der Betriebe erwarten, dass KI in den kommenden drei bis fünf Jahren wichtig wird.
Bereits jetzt achtet mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen im Recruiting neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf KI-Kompetenzen. Insbesondere rechtliche und regulatorische Aspekte von KI sowie die Qualitätsprüfung für KI-generierte Texte, Bilder, Audios, Videos und die organisatorische Implementierung von KI-Tools in Unternehmensprozesse würden zukünftig wichtig, so die Studie weiter.
Der Bedarf an HAK-Absolvierenden wird bei 16 Prozent der Unternehmen steigen, bei der AHS sind es 14 Prozent. Im Bereich der berufsbildenden mittleren Schulen und Fachschulen steigt er um sechs Prozent bei den technischen und um 16 Prozent bei den kaufmännischen Schulen.
Auch bei den Universitätsabsolvierenden ist die Nachfrage hoch. Ein Viertel der Unternehmen will mehr von ihnen beschäftigen. Gefragt sind auch hier vor allem Absolvierende von Informatik und Ingenieurswissenschaften.
Knapp 15.000 Lehrlinge
Obwohl sich der Wirtschaftsstandort Wien konjunkturell besser entwickelt als Gesamtösterreich, sei auch hier eine Eintrübung der Stimmung bei den Unternehmen bemerkbar, so die Studie weiter. Der darin errechnete Bedarf an Fachkräften ist mit 33.000 Personen in den kommenden drei bis fünf Jahren nach wie vor hoch, schwächt sich aber ab. Dennoch wollen 20 Prozent der befragten Unternehmen mehr Lehrlinge ausbilden.
Mehr als die Hälfte der Betriebe ortet ein Unterangebot an passenden Bewerberinnen und Bewerbern. Drei Viertel sagen, dass deren Bildungsniveau schlecht sei. 21 Prozent der Ausbildungsbetriebe konnten offene Lehrstellen nicht besetzen. Gefragt sind Lehrlinge vor allem im Bereich Tourismus, Handel und Bau. Aktuell seien nach einer Boomphase im Jahr 2023 die Lehrlingszahlen in Wien anhaltend hoch, so die Studie weiter. Derzeit würden in den Wiener Betrieben 14.900 Lehrlinge ausgebildet, was eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.