Autonome Buslinie verliert Technikpartner
Das Schaffhauser Pilotprojekt für eine automatisierte Buslinie läuft eigentlich wie geplant. Doch es gibt Probleme mit einem finnischen Ausrüster.
Ende April 2023 startete in der Schaffhauser Innenstadt der Pilotbetrieb einer selbstfahrenden Buslinie. Mehr als 400 Stunden stand das umgerüstete Dual-Mode-Fahrzeug im Einsatz und legte dabei rund 2000 Kilometer voll-automatisiert zurück.
Die speziell für dieses Fahrzeug ausgebildeten Sicherheitsfahrer mussten in weniger als 10% der Fahrzeit ins Fahrgeschehen eingreifen. Beispielsweise etwa dann, wenn am Strassenrand parkierte Fahrzeuge die Fahrspur blockierten oder wachsende Gräser und Büsche im Frühling den Sensoren des Kleinbusses einen Streich spielten. Auch bei Starkregen oder 35°C Aussentemperatur erwies sich die Technologie und der Betrieb als zuverlässig.
Angespannte Marktsituation
Auswertungen der Fahrzeugdaten, Beobachtungen der Sicherheitsfahrer, sowie Eindrücke der Passagiere und Passanten fügen sich allmählich zu einem konsistenten Bild. So bewährt sich die Dual-Mode-Technologie eindrücklich und die Herausforderung widriger Wetterbedingungen zeigt sich bislang als gelöst. Zu den Erkenntnissen zählt allerdings auch, dass der aktuelle Stand der Technologie noch ein Stück weit von einer vollständigen Automatisierung des Strassenverkehrs entfernt ist, weil Eingriffe der Sicherheitsfahrer noch immer nötig sind. Dennoch schätzen wir das Potenzial für einen automatisierten Betrieb von Busstrecken, ergänzt mit Technologien wie Teleoperation, in absehbarer Zeit als realistisch ein.
Im internationalen Markt für automatisiertes Fahren stehen derzeit speziell die Technologieanbieter vor unternehmerischen Herausforderungen. Die technische Ent-wicklung schreitet langsamer voran, als von Investoren erwartet. Infolgedessen sieht sich das STL seit Kurzem mit der Insolvenz des finnischen Technologiepartners Sensible4 konfrontiert. Das Unternehmen entwickelte die Software und die Umrüstung, die das automatisierte Fahren des Dual-Mode-Fahrzeugs ermöglicht. Angaben des STL zufolge hat die Insolvenz jedoch keinen direkten Einfluss auf den laufenden Betrieb der Pilotlinie. Die technologische Weiterentwicklung der Software ist allerdings derzeit ungewiss.
Pilotprojekt mit Aussenwirkung
Ungeachtet dessen sorgt der Betrieb im In- und Ausland für Aufmerksamkeit: So durfte das Feder führende Swiss Transit Lab (STL) bereits mehrere Delegationen aus der Schweiz, Deutschland und China empfangen und das Pilotprojekt präsentieren. Primär steht die Pilotlinie aber der Schaffhauser Bevölkerung zur Verfügung.
Inzwischen hat der selbstfahrende Kleinbus auch einen Namen erhalten. Im Zuge des Namenswettbewerbs erreichten das STL teils witzige und vor allem kreative Vorschläge. Am Ende hat sich «Rhyder» durchgesetzt. Der Name ergab sich aus den eingereichten Vorschlägen und einer Weiterentwicklung im STL-Team. Er schlägt eine direkte Brücke vom Pilotprojekt zur Stadt Schaffhausen, die bekanntermassen am Rhein liegt.