Bahnnetz: Wie man 68.000 Kilometer Kabel managt
Die SBB hat ihr Telekommunikationsnetz und ihre Kabelinfrastruktur zusammengeführt. FNT lieferte die passende Kabelmanagement-Software.
Die Schweizerischen Bundesbahnen AG (SBB) haben ein eigenes Telekommunikationsnetz. Dies sorgt für den durchgängigen Datenaustausch zwischen allen Entitäten, Komponenten und Objekten des technischen Bahnbetriebs. Da der Lebenszyklus des Kabelmanagementsystems auslief, suchte die SBB nach einer neuen Lösung. Diese sollte sich in die bestehende OSS-Landschaft integrieren und über Schnittstellen an Umsysteme anbinden lassen.
Hier kam der Ausrüster FNT ins Spiel: Das Unternehmen stellte die passende Kabel-management-Software bereit und übernahm die Implementierung. Zudem migriert FNT die Daten, pflegt, wartet und liefert Support –über eine Laufzeit von acht Jahren.
Lebenszyklus der Kabelmanagement-Software
Ein wichtiger Erfolgsfaktor der SBB ist die starke, robuste Bahninfrastruktur. Die Division SBB Infrastruktur stellt unter anderem das Schienen-, das Energie- und das Telekommunikationsnetz bereit. Letzteres umfasst 9.500 Kilometer Lichtwellenleiter (LWL)-Kabel mit insgesamt rund 400.000 Kilometern Glasfasern, rund 4.500 Kilometer Kupferkabel und etwa 30.000 Verteiler – eine solide Basis für den Betrieb des SBB-eigenen Datennetzes.
Ende 2018 war es Zeit für eine Veränderung: Der Lebenszyklus für das Kabelmanagement-Tool endete. Die SBB musste sich nach einem neuen System umsehen. Zudem stiegen die Anforderungen an den Betrieb der Infrastruktur aufgrund neuer Services und intensiverer Netznutzung. Wichtig dabei war: Die Kabelmanagement-Software musste nahtlos in die Operations Support System (OSS)-Landschaft der SBB integriert werden. Auch umgebende Systeme sollten direkt und durchgängig über Schnittstellen angebunden werden.
Digitalisierungsstrategie vorantreiben
Ein weiteres wichtiges Ziel: Das neue System sollte die Digitalisierungsstrategie des Schweizer Bahnkonzerns weiter vorantreiben. Aufgrund der hohen Datenqualität war eine Migration der Daten zwischen altem und neuem System dringend geboten. Darüber hinaus sollten die Lifecycle-Kosten für den Betrieb der Kabelmanagement-Software gesenkt werden. Das Telecom-Team der SBB bevorzugte daher eine am Markt übliche Standardlösung. Dabei war eine besondere Herausforderung zu berücksichtigen: So wächst der Datenbestand bei der SBB durchschnittlich um knapp zehn Prozent pro Jahr.
Das Team der Division Infrastruktur Telecom startete eine Ausschreibung, um potenzielle Projektpartner zu evaluieren. Darin waren die Anforderungen klar definiert: Die neue Lösung musste den kompletten Funktionsumfang des bestehenden Systems abdecken und auch auf Datenbeständen von Fremdsystemen arbeiten können. Umsysteme sollten sich einfach und flexibel über verschiedenste Schnittstellen anbinden lassen. Und schließlich war ein durchgängiges Gesamtpaket gefragt: Bereitstellung und Integration der Kabelmanagement-Software, Wartung, Support sowie kontinuierliche Weiterentwicklungen – und das während der geplanten acht Jahre Betriebszeit.
FNT erhielt den Zuschlag für das gesamte Programm: Bereitstellung, Implementierung und Integration der Kabelmanagement-Software, laufende Migrationen der Daten, Pflege, Wartung und Support des Systems. Als wichtiger Faktor für die Entscheidung der SBB gilt die cloudbasierte Software-Lösung FNT Command Platform. Darin werden sämtliche Kupfer- und Glasfaserkabel dokumentiert, die nicht in Gebäuden, sondern entlang des Schienennetzes in Betonschächten verlaufen. Die Kabel haben eine Länge von insgesamt 68.000 Kilometern, was mehr als dem eineinhalbfachen Erdumfang entspricht. Ebenfalls dokumentiert werden Technikräume sowie logische Netzwerkelemente wie etwa Backbone-Knoten.
Standardisierung für ein Maximum an Datenkonsistenz
Die Vorteile für die SBB: Sie kann beispielsweise den Ausfall von Geräten, Fasern, Strecken oder Kabeln realitätsnah simulieren. Das bedeutet eine bessere Planung redundanter Kapazitäten, eine optimierte Verfügbarkeit und mehr Sicherheit im Bahnverkehr. Instandhaltungsarbeiten lassen sich optimal planen und Unterbrechungen auf ein Minimum reduzieren.
Dabei hat sich die SBB mit der Einführung von FNT Command bewusst gegen ein Customizing entschieden. Die Standardfunktionalität kann die komplexen Strukturen in ihrer gesamten Tiefe ohne individuelle Anpassungen abbilden. Dank Standardisierung lassen sich viele Prozesse besser kontrollieren und nachvollziehen. Einheitliche Workflows stehen über alle Funktionen, Module und Schnittstellen hinweg zur Verfügung.
Ein Ausblick in die Zukunft verspricht noch weitere Möglichkeiten zur Prozess-Optimierung: So werden etwa bei anstehenden Änderungen in Schaltschränken Anwendende die Anpassung zunächst im Rahmen der Planungsfunktion vornehmen. Dadurch wird die Änderung dokumentiert und automatisch bei den ausführenden Technikern in Auftrag gegeben. Dank der transparenten Darstellung erforderlicher Arbeitsschritte und Anweisungen kann das Technikteam die entsprechende Änderung schnell vor Ort umsetzen. Nach Ausführung der Arbeiten wird die Planung in der Dokumentation automatisch vom Soll- in den Ist-Zustand überführt. Auf diese Weise lassen sich die Prozesse mit FNT Command in Zukunft in einem hohen Maß automatisieren. Ziel ist es, dass sich direkt aus der Kabelmanagement-Software das Inventar für das Netzwerk und die Umsysteme generiert.