Banken-IT gerät ins Hintertreffen
Neue Deloitte-Studie zeigt: Schweizer Banken fallen bei der Digitalisierung aus den weltweiten Top 20.
Digitale Champions im internationalen Bankenvergleich? In der Schweiz kaum zu finden. Der Schweizer Bankensektor fällt 2022 im internationalen Vergleich weiter zurück und riskiert, punkto Digitalisierung den Anschluss an die internationale Konkurrenz zu verlieren.
Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte, die mehr als 300 Banken in 41 Ländern untersucht hat. Die 10 Vertreterinnen aus der Schweiz schafften es im Ländervergleich nur auf Platz 21. Dabei schneiden sie noch schlechter ab als vor zwei Jahren, als sie auf dem 18. Platz landeten. Im internationalen Vergleich agieren Schweizer Banken zu langsam, zu wenig innovativ und zu distanziert von ihrer Kundschaft.
Für die fünfte Ausgabe der Studie wurden die Bankhäuser mithilfe von sogenannten «Mystery-Shoppern» analysiert, die als Testkundinnen und Testkunden bei allen untersuchten Banken reale Konten eröffneten. Dabei wurden mehr als 1’200 Funktionalitäten innerhalb der digitalen Kanäle (Website, E-Banking und mobiler App) dieser Finanzinstitute untersucht.
Banken agieren zu langsam
«Der erneute Rückgang ist eine bedenkliche Entwicklung für den Schweizer Bankensektor», sagt Cyrill Kiefer, Banking Consulting Leader bei Deloitte. «In anderen untersuchten Ländern ist es längst Standard, dass online – vor allem über Mobiltelefone und andere Endgeräte – eine umfassende Palette an digitalen Leistungen angeboten wird.»
Das geht über die einfache und rasche Eröffnung eines Kontos und sofort einsehbare Überweisungen über die Verwaltung von Kreditkarten und den Wertschriftenhandel bis hin zu Dienstleistungen im Anlagenuniversum. «Wer die digitalen Erwartungen der Kundschaft nicht zu erfüllen vermag, riskiert mittelfristig, Kundinnen und Kunden zu verlieren. Die Banken sollten diese wichtigen Kanäle vielmehr nutzen, um bestehende Kundinnen und Kunden zu halten und eine neue, digitalaffine Kundschaft anzusprechen.»
Wie die Studie zeigt, hinken die untersuchten Schweizer Banken im Zuge der rasanten Digitalisierung ihrer Konkurrenz aus unterschiedlichen Gründen hinterher. Die betreffenden Banken haben ihre durchschnittliche digitale Maturität zwar verbessert – im Vergleich zu den Digital Champions allerdings deutlich langsamer.
Ausserdem bieten Digital Champions über all ihre digitalen Kanäle hinweg mehr Dienstleistungen an, wie zum Beispiel Autokredite oder Hypotheken, und führen diese auch schneller ein. Auch können bei vielen Schweizer Banken Konten – selbstverständlich unter Einhaltung aller gültigen Gesetze – nicht rasch und unkompliziert eröffnet und sofort genutzt werden. Es fehlt in den allermeisten Fällen ein vollständig digitalisierter End-to-End-Prozess. Die Kundschaft erwartet jedoch jederzeit Einsicht in den Kontostand und in getätigte/empfangene Transaktionen sowie Informationen in Echtzeit. Zudem fehlt es den Onlinekanälen von Schweizer Banken – im Vergleich zu jenen von Digital Champions – noch an verschiedenen Funktionalitäten.