Besseres Gespür für Schnee
Schweizer Forschende wollen Wetterprognosen genauer machen. Der Trick ist, nun auch Oberflächenphänomene stärker zu berücksichtigen.
Angesichts der Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Energiewende ist es für Wetter- und Klimaforschende von entscheidender Bedeutung, vorhersagen zu können, was mit dem Schneefall geschieht. Doch die meisten zurzeit verwendeten Prognosemodelle berücksichtigen bestimmte Aspekte von Schnee nicht, sodass es ihnen an Genauigkeit mangelt. So modellieren beispielsweise viele von ihnen Schnee als eine einzige Schicht. Forschende der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) weisen jedoch darauf hin, dass bei jedem Schneefall eine separate Schicht entsteht, die ihre eigenen Eigenschaften hat.
Von diesem Grundgedanken ausgehend soll nun das Softwareprogramm Snowpack weiterentwickelt werden, das komplexe mit dem Schnee verbundene Prozesse beschreibt, um beispielsweise Lawinenwarner zu unter-stützen oder Schneewasserressourcen zu berechnen. Snowpack ist eine Gemeinschaftsentwicklung des EPFL und des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF.
Neue Generation von Wettervorhersagen
Mittlerweile wurde Snowpack mit dem Weather Research and Forecasting-Modell (WRF) verknüpft, das zu den weltweit am verbreitetsten genutzten Prognosemodellen gehört, um einen neuen Modellierungsrahmen für kryosphärische Regionen zu schaffen. Mit diesem neuen Programm gelang es den Forschenden, die Genauigkeit der Prognosen für den Schneemassenbestand um durchschnittlich 10 bis 20 Prozent zu verbessern. Dabei wiesen sie darauf hin, dass die Sublimation von Flugschnee sehr wahrscheinlich grösser ist als mit früheren Modellen ermittelt. Sie testeten den Modellierungsrahmen in drei Gebieten mit unterschiedlichen Bedingungen, davon zwei in der Antarktis und eine in den Schweizer Alpen.
Die Erkenntnisse des Teams wurden gerade in Geoscientific Model Development veröffentlicht. Die neu geschaffene Lösung könnte eines Tages in Klimamodelle auf der ganzen Welt integriert werden. In der Zwischenzeit plant MeteoSchweiz, Funktionen des Modells in ihr Wetter-vorhersagemodell ICON zu integrieren. „Wir schaffen die Grundlage für die nächste Generation von Wettervorhersagen“, sagt Michael Lehning, Leiter des Labors für Kryosphären-Wissenschaften (CRYOS) der Fakultät für Architektur, Bau- und Umweltingenieurwesen (ENAC) der EPFL und korrespondierender Autor der Studie.