Deloitte-Umfrage: Wirtschaft erwartet KI-Disruption
Boom der generativen künstlichen Intelligenz (Gen AI) setzt Entscheidungsträger massiv unter Druck.
„Die Anwendungsmöglichkeiten von Generativer KI sind sehr vielfältig und es ist damit zu rechnen, dass die zunehmende Etablierung eine regelrechte Innovationswelle lostreten wird“, bestätigt Josef El-Rayes, Partner und KI-Experte bei Deloitte Österreich. „Für Unternehmen tun sich damit neue Herausforderungen auf. Einerseits gilt es mit der hohen Geschwindigkeit Schritt zu halten, andererseits muss sichergestellt werden, dass angemessene Governance- und Risikominderungsmaßnahmen getroffen werden – der Handlungsdruck ist enorm.“
Um sich ein Bild von der aktuellen Situation in den Chefetagen der Unternehmen zu ver-schaffen, hat das Beratungsunternehmen weltweit mehr als 2.800 Führungskräfte befragt. Acht von zehn Managern (79 %) gehen davon aus, dass Gen AI in weniger als drei Jahren zu einer erheblichen Umgestaltung ihres Unternehmens führen wird. Im Moment würde sich die Mehrheit jedoch noch auf Aspekte wie Effizienzsteigerung und Kostensenkung konzentrieren, so die Studie weiter. Strategische Faktoren wie die Förderung von Innovationen und wachstumsbezogene Zwecke seien derzeit noch zweitrangig.
Personalstrategien als Schlüssel
Um die Vorteile der disruptiven Technologie optimal nutzen zu können, brauche es entsprechendes Know-how. Die Befragung zeigt jedoch, dass der Mangel an technikaffinen Talenten und entsprechenden Fähigkeiten das derzeit größte Hindernis für die Einführung von generativer KI ist: Nur 22 % der befragten Führungskräfte sehen ihr Unternehmen hier gut aufgestellt. Gleichzeitig sind nur 47 % der Meinung, dass sie ihre Mitarbeitenden ausreichend über die notwendigen Fähigkeiten sowie die Möglichkeiten von generativer KI informieren.
„Gen AI wird die Art und Weise, wie wir arbeiten und lernen grundlegend verändern. Neben Aus- und Weiterbildungen braucht es daher auch in vielen Fällen ein Neudenken der vorhandenen Jobs – und die Zeit drängt. Je früher die Unternehmen beginnen, ihre Organisation und Belegschaft zukunftsfit zu machen, desto erfolgreicher werden sie den Wandel meistern“, unterstreicht Anna Nowshad, Partnerin und Future of Work Expertin bei Deloitte Österreich.
Um vorhandene Hürden zu überwinden, seien jedoch vielfältige Maßnahmen gefragt: Vom Rekrutieren neuer Talente über das Befähigen der vorhandenen Belegschaft bis hin zum Aufbau eines gemeinsamen Verständnisses und Vertrauens in den Einsatz von Generativer KI – die Unternehmen müssen die neue Technologie vollumfänglich in ihrer Personal-strategie mitdenken. Das erhöhe nicht zuletzt auch ihre Arbeitgeberattraktivität, so Deloitte weiter.
Wirtschaftliche Ungleichheit
Neben den Bedenken hinsichtlich Personalmanagement sehen die Befragten auch die Auswirkungen der Technologie auf die breite Gesellschaft kritisch. Mehr als die Hälfte befürchtet, dass der weit verbreitete Einsatz von Gen AI die Machtverteilung innerhalb der Weltwirtschaft weiter zentralisieren (52 %) und die wirtschaftliche Ungleichheit vergrößern wird (51 %). Darüber hinaus gehen 49 % der Befragten davon aus, dass die zunehmende Nutzung von KI-Tools das allgemeine Vertrauen in nationale und globale Institutionen schwächen wird.
„Die Unternehmensvertreterinnen und -vertreter sind sich einig: Zwar liegen die potenziellen geschäftlichen Vorteile generativer KI auf der Hand – was es aber braucht, sind eine stärkere globale Regulierung und Zusammenarbeit, um einen verantwortungsvollen Einsatz der Technologie zu gewährleisten. Wirtschaft und Politik müssen hier gemeinsam an nachhaltigen Lösungen arbeiten“, resümiert Josef El-Rayes.