Der KI-Chatbot als Liebesflüsterer

PwC hat 1000 Österreicher gefragt, wie stark sie ChatGPT bereits nutzen. Aktuell gehen die Vorlieben stark auseinander.

Künstliche Intelligenz (KI) und KI-Werkzeuge wie ChatGPT sind in Österreich stark umstritten. Zwar erkennen die Österreicher:innen durchaus das Potenzial der Anwendungen, aber dennoch überwiegen Vorbehalte und Unsicherheiten. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage mit 1.001 Teilnehmenden im Alter von 14 bis75 Jahren, die die Meinungsforscher von Marketagent im Auftrag des Wirtschaftsprüfers PwC Österreich im Februar durchgeführt haben.

Erst rund 18 Prozent der Österreicher:innen nutzen ChatGPT oder haben es bereits genutzt. Dabei ist das KI-Tool vor allem bei Jüngeren beliebt: Rund ein Drittel (34 %) der Gen Z (12-28 Jahre) gibt an, den KI-Chatbot zu nutzen oder bereits genutzt zu haben. Bei den Millennials (29-42 Jahre) sind es 22 Prozent, bei der Gen X (43-57 Jahre) 11 Prozent und bei der Generation Baby-Boomer (58-76 Jahre) nur mehr 6 Prozent. Rund ein Viertel (26,7 %) der Befragten, die das Tool bisher noch nicht nutzen, möchten das in naher Zukunft tun.

„Egal ob die neue Text-KI GPT4 oder bilderkennende Analysetools, die zum Beispiel Brustkrebs schon Jahre vor dem Ausbruch erkennen können: KI-Lösungen verbessern sich laufend. KI wird auf diese Weise gerade jetzt Teil unseres Alltags und wir erleben sozusagen Technologie-geschichte“, erläutert Andreas Hladky, Partner und Leiter des Bereichs Digital Consulting bei PwC Österreich.

Use Cases von kurios bis nützlich

Sowohl die bereits aktiven als auch die potenziellen Nutzenden äußern Interesse an einem breiten Anwendungsspektrum von ChatGPT: Beruflich wie auch privat zum Übersetzen und Verfassen von fremdsprachigen Texten (75 %), zur Nutzung als Suchmaschine (73 %), zum Verfassen von Texten für Unterhaltungszwecke  (61 %) sowie zum Erstellen berufsbezogener Texte (55 %).

Laut Umfrage haben auch Schüler:innen und Studierende die Vorteile von ChatGPT für sich entdeckt. So werde das KI-Tool als virtueller Lehrer genutzt, der komplexe Sachverhalte erklärt, um sich auf Prüfungen besser vorzubereiten (57 %), zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten wie Hausarbeiten und Referate (38 %) sowie zum „Schummeln“ im Verlauf von Prüfungen (33 %).

Die KI-Anwendung ist darüber hinaus sogar als „Liebesflüsterer“ begehrt: Rund ein Drittel (37 %) der Befrag-ten lassen sich von ChatGPT Nachrichten für ihre Liebsten verfassen oder haben dies zukünftig vor. Zu dieser Art Liebespost zählen zum Beispiel Liebesgrüße, Briefe, oder Gedichte. Bei rund einem Viertel (26 %) der Gen Z und bei fast einem Fünftel (18 %) der Millennials kam ChatGPT als Liebeshelfer bereits zum Einsatz.

Wenig Vertrauen

Obwohl die Österreicher:innen vom Zukunftspotenzial von ChatGPT und KI überzeugt sind, überwiegen aktuell noch Vorbehalte: Fast zwei Drittel (63 %) der Befragten sind der Meinung, dass KI-Anwendungen wie ChatGPT die Gesellschaft – vor allem im Arbeits- und Bildungsbereich – revolutionieren werden. Dennoch haben 67 Prozent nur wenig Vertrauen in KI-Anwendungen und empfinden deren zunehmenden Einsatz als beängstigend oder beunruhigend. Das Misstrauen ist mit 56 Prozent bei der Gen Z am geringsten und bei der Generation Baby-Boomer mit 81 Prozent am stärksten ausgeprägt.

Zu den größten Sorgen und Ängsten der Österreicher:innen zählen, dass ChatGPT und KI verstärkt für Betrugsmaschen eingesetzt werden könnten (78 %) und auf unseriöse Informationsquellen zurückgreifen oder Falsch-informationen darstellen (77 %) könnten. Zudem haben die Befragten moralische und ethische Bedenken (67 %). Sie sorgen sich auch um den Schutz ihrer Privatsphäre sowie persönlichen Daten und erachten ChatGPT und KI als potenzielle Bedrohung für gesellschaftliche Grundrechte wie die Meinungsfreiheit (67 %). Darüber hinaus haben fast zwei Drittel (65 %) der Öster-reicher:innen die Sorge, dass KI in ferner Zukunft übermächtig oder sogar unkontrollierbar werden könnte und dass sie durch ihren hohen Energieverbrauch eine zusätzliche Belastung für unsere Umwelt sein könnte (61 %).

Die meisten Sorgen macht sich die Gen Z um unseriöse Informationsquellen und Falschinformationen (66 %), bei der Generation Baby-Boomer ist hingegen die Angst vor Betrugsmaschen (87 %) am größten. Das geringe Vertrauen in ChatGPT und KI lässt Forderungen nach strengeren Regulierungen laut werden: Rund 8 von 10 Österreicher:innen (81%) fordern, dass ChatGPT und andere KI-Anwendungen strenger reguliert, überwacht und regelmäßig überprüft werden sollten, um Datenschutz, Neutralität und Korrektheit zu gewährleisten.

Über die Umfrage

Im Auftrag von PwC Österreich befragte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent im Februar 2023 insgesamt 1.001 Personen österreichweit im Alter zwischen 14 und 75 Jahren zu ihrem Nutzungs- und Einstel-lungsverhalten gegenüber ChatGPT und KI. Die Studienteilnehmer:innen entsprechen weitestgehend den folgenden Generationen: Generation Z (Gen Z): 12-28 Jahre, Millennials (Gen Y): 29-42 Jahre, Generation X (Gen X): 43-57 Jahre, Baby- Boomer: 58-76 Jahre. Die Ausgangsstichprobe wurde gewichtet und ist repräsentativ für die österreichische Gesamtbevölkerung.