Drei sieht Österreich bei KI im europäischen Mittelfeld
Das Land habe bei Schlüsseltechnologien wie IoT, KI und Cloud noch Luft nach oben. Zudem gebe es noch immer viel Unwissenheit im Markt.
Das zeigt der aktuelle Digitalisierungsindex für Österreich, der vom Telekommunikationsanbieter Drei bei den Analysten von Arthur D. Little und marketmind in Auftrag gegeben wurde. Dafür wurden auch in diesem Jahr rund 800 Unternehmen aller Branchen und Größen in ganz Österreich befragt. Der Digitalisierungsindex errechnet sich aus fünf Einzelfaktoren von der IT-Ausstattung und -Vernetzung über Online-Präsenz und -Vertrieb bis zur Arbeitsweise. Auf einer Skala von 1 bis 100 gibt der Index den Digitalisierungsgrad eines Unternehmens an.
Nach einem deutlichen Anstieg zu Beginn der Pandemie stagniert der Index bei einem Wert von 34,3 von 100 möglichen Punkten seit nunmehr vier Jahren. Jedoch: Während sich größere und mittlere Unternehmen positiv entwickeln, fallen kleine Betriebe mit unter 20 Mitarbeiter:innen immer weiter zurück.
Vor diesem Hintergrund kommt Dreis CEO Rudolf Schrefl zu der Einschätzung: „Was unsere Studie gezeigt hat, ist: Die Betriebe sehen die Veränderung und das Potenzial. Was fehlt, sind das Wissen und die Möglichkeiten. KI als eine der wichtigsten Technologien hat das Potenzial, als Wirtschaftsmotor zu fungieren, damit Österreich nicht weiter zurückfällt.“
KI-Use-Cases werden konkreter
Mehr als jedes zehnte österreichische Unternehmen (11 Prozent) setzt laut Index Künstliche Intelligenz ein. Das Land liegt hiermit auf Platz 10 in Europa. Dabei werde die KI in Österreich am ehesten zur Kundenkommunikation genutzt. Bei Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten sei es jedes fünfte (20 Prozent). Laut Studie werden die Anwendungsfälle zunehmend „konkreter“ und reichen von der Texterstellung über Chatbot-Nutzung bis zur Bildbearbeitung.
Derzeit überwiege allerdings noch Zurückhaltung, wenn es um das Potenzial von KI im Bereich Personalressourcen geht: In 7 von 10 untersuchten Betrieben herrscht die Ansicht, dass der Einsatz von KI nicht dabei helfen wird, fehlendes Personal auszugleichen. Zudem glauben drei Viertel der Betriebe (74 Prozent) nicht, dass durch den Einsatz von KI Personalkosten eingespart werden können.
„Während die USA die Rangliste der KI-Nationen anführt, ist der Einsatz von KI auch in Österreich vermehrt auf dem Vormarsch. Rund 11 Prozent der Unternehmen nutzen KI aktiv, am häufigsten ist die Nutzung im IKT-Sektor, wobei Österreich mit einer Rate von rund 37 Prozent sogar Platz 3 im EU-weiten Vergleich einnimmt“, erläutert Karim Taga, Managing Partner Arthur D. Little Österreich.
Man sähe ein hohes Wachstumspotenzial des österreichischen KI-Marktes, vor allem im Bereich des maschinellen Lernens, so Taga weiter. Die heimische KI-Landschaft existiere bereits und sei breit aufgestellt, müsse allerdings viel intensiver genutzt werden. Für die KI-Transformation bedarf es nach Ansicht der Studienautoren eines besseren Zusammenspiels der Stakeholder aus der Öffentlichen Hand, dem privaten Sektor und der Wissenschaft.
Festnetz-Internet auf dem Rückzug
Erstmals gibt die Studie Aufschlüsse zur Telekommunikations-Ausstattung österreichischer Betriebe. Fast jedes siebte Unternehmen hat demnach kein Festnetz-Internet mehr, sondern nur mehr mobiles. Bei den mittelständischen Unternehmen (10-50 Mitarbeiter:innen) verzichtet fast jedes Fünfte auf Festnetz-Internet.
Die Unwissenheit über die Internet-Geschwindigkeit ist hoch. 4 von 10 Telko-Entscheider:innen in österreichischen Unternehmen wissen nicht, wie schnell ihre Internetverbindung ist – unabhängig von der Unternehmensgröße. High-Speed-Internet ist noch nicht in Österreichs Betrieben angekommen: Nur 7 Prozent haben Internet mit einer Geschwindigkeit von über 500 Mbit, so die Studie weiter.
Generell sei das Digitalisierungsklima positiv. 85 Prozent der Unternehmen sehen durchaus Chancen durch Digitalisierung, vor allem bei der Gewinnung von neuen Kund:innen, Kostenersparnis und Erhöhung der Agilität und Flexibilität. Demgegenüber sehen 76 Prozent Herausforderungen, am häufigsten betrifft dies Know-How, gesetzliche Rahmenbedingungen und veraltete IT-Infrastruktur.