GenKI im Job: Babyboomer weitgehend abgehängt
Laut EY-Umfrage gibt es deutliche Generationenunterschiede bei der Nutzung von generativer KI am Arbeitsplatz.
Die Nutzung von Generativer KI (GenAI) am Arbeitsplatz hat sich von 22 Prozent im Jahr 2023 auf 75 Prozent in diesem Jahr erhöht. Am meisten kommt GenAI im Technologiesektor zum Einsatz (90 Prozent), während der öffentliche Sektor die geringste Nutzung verzeichnet (60 Prozent). Dies geht aus einer Untersuchung der Unternehmensberatung EY hervor, bei der weltweit 17.350 Mitarbeiter:innen und 1.595 Arbeitgeber:innen aus 23 Ländern und 27 Branchen befragt wurden.
Mehr als ein Drittel der Befragten berichtet von positiven Auswirkungen durch den Einsatz von GenAI. Es sieht eine gesteigerte Produktivität (37 Prozent) und die Möglichkeit, sich stärker auf wertschöpfende Aufgaben zu konzentrieren (36 Prozent). Der Einsatz von GenAI geht auch mit dem Aufbau von Kompetenzen einher: 58 Prozent der GenAI-User bewerten die Entwicklungs- und Schulungsprogramme ihres Unternehmens als „überdurchschnittlich“ oder „exzellent“.
Generationenlücke
Aber: Nicht alle Generationen nutzen GenAI gleich stark. Während fast ein Viertel (23 Prozent) der befragten Mitarbeitenden über alle Altersgruppen hinweg GenAI intensiv einsetzt, liegt die Nutzung bei Millennials bei 27 Prozent, während Angehörige der Babyboomer-Generation, die inzwischen die Gruppe der Ältesten unter den Beschäftigten stellen, nur auf sieben Prozent kommen.
Regina Karner, Partnerin und Leiterin des Bereichs People Advisory Services bei EY Österreich, erklärt: „GenAI ist entscheidend dafür, wie Unternehmen ihre Talentstrategie gestalten. Unternehmen, die GenAI frühzeitig eingeführt haben, könnten zu den attraktivsten Arbeitgebenden für die besten Talente gehören. Und genau diese Betriebe sind nun am Zug, um GenAI auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden abzustimmen und das große Potenzial für Produktivitätssteigerungen auf allen Ebenen zu nutzen.“
Mit neuen Technologien ändert sich auch die Sicht auf Karrieren und Arbeitsplätze: Mitarbeitende zeigen sich zwar motiviert, ihre Arbeitgebenden zu unterstützen, suchen aber gleichzeitig nach höheren Verdienstmöglichkeiten (81 Prozent der Befragten), einer ausgeglicheneren Work-Life-Balance und Karriereaussichten (79 Prozent), einer besseren Führungskultur (76 Prozent) und der Möglichkeit, remote zu arbeiten (75 Prozent). „Um Mitarbeitende zu halten und neue Talente zu gewinnen, müssen Unternehmen diese Aspekte im Blick haben und gezielt an ihrer Unternehmenskultur, ihren Anreizsystemen und ihren Bildungsangeboten arbeiten, um so die gewünschten Geschäftsergebnisse zu erreichen“, ergänzt Karner.
Steigende Kündigungsabsichten
Ansichten und Erwartungen der jüngeren Generationen auf dem Arbeitsmarkt spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. 38 Prozent der befragten Mitarbeitenden geben an, dass sie in den nächsten zwölf Monate kündigen wollen. Von diesen planen 26 Prozent einen Wechsel innerhalb ihrer aktuellen Sparte, während 25 Prozent eine Branchenänderung wünschen.
Besonders ausgeprägt ist diese Kündigungsabsicht bei den Millennials, von denen 40 Prozent ihre Stelle aufgeben wollen, verglichen mit 23 Prozent der Babyboomer. GenZ und Millennials haben eine fast doppelt so hohe Kündigungsabsicht wie die Babyboomer, und Männer sind im Vergleich zu Frauen um ein- bis zweimal eher bereit, ihren Job zu kündigen.
Insgesamt ist die Kündigungsabsicht der Mitarbeitenden im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent gestiegen, trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten. Zudem geben 37 Prozent der Befragten an, dass sie im nächsten Jahr ihren primären Arbeitsort wechseln wollen.
Talentmanagement
Die Umfrage unterstreicht, wie wichtig es für Unternehmen ist, einen Vorsprung im Talentmanagement zu erreichen. Dieser wird in fünf zentralen Bereichen gemessen: „Gesundheit der Talente “, „Einsatz von Technologie und generativer KI“, „Fokus auf faire Vergütung“, „Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten“ sowie „Unternehmenskultur und Arbeitsplatzgestaltung“. Unternehmen, die in diesen Bereichen besonders gut aufgestellt sind, berichten fast siebenmal häufiger von einer signifikanten Produktivitätssteigerung in den letzten zwei Jahren und sechsmal häufiger von überdurchschnittlichen Ergebnissen trotz schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen. Allerdings haben fast 70 Prozent der befragten Arbeitgebenden diesen Vorsprung noch nicht erreicht.
Karner fügt hinzu: „Der weltweite Wettbewerb um Talente kann gezielt gesteuert werden, wenn Führungskräfte entschlossen handeln und durch eine strategisch ausgerichtete Personalabteilung einen Wettbewerbsvorteil bei Talenten schaffen. Wenn Unternehmen dies versäumen, riskieren sie eine Reihe von negativen Folgen: Sie könnten Schwierigkeiten haben, wichtige Talente zu gewinnen und zu halten, Technologie wird möglicherweise nicht effizient eingeführt und eine starke Unternehmenskultur könnte sich nicht entwickeln.“ Unternehmen, die eine kohärente und positive Kultur für eine vielfältige und verteilte Belegschaft schaffen, seien besser auf die Zukunft vorbereitet und hätten die Chance, eine zukunftsfähige Personalstrategie zu definieren, so Karner weiter.