Home-Office auf dem Rückzug
Nutzung ist um 17 Prozentpunkte gesunken. Zudem fordert jede:r zehnte Geschäftsführende ein Ende von Remote Working.
Nach Jahren des Aufschwungs beim Thema flexibles Arbeiten zeichnet sich in Österreich nun ein deutlicher Gegentrend ab, wie eine aktuelle Deloitte Studie zeigt. Immer weniger Unternehmen setzen auf Home Office. Beinahe jede zehnte Geschäftsführung spricht sich sogar für ein Ende von Remote Working aus.
Auch die 4-Tage-Woche und das Workation-Modell sind aktuell weit davon entfernt, fester Bestandteil der Arbeitswelt zu werden. Gleichzeitig steigen laut Studie aber die Erwartungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an flexible Arbeitszeitmodelle.
Pandemieeffekte verblassen
Deloitte Österreich untersucht in Zusammenarbeit mit den Universitäten in Wien und Graz alle zwei Jahre die Verbreitung flexibler Arbeitsmodelle in der heimischen Wirtschaft. Die aktuelle Umfrage zeigt: Vom großen Fortschritt kann zwei Jahre nach dem Ende der Pandemie keine Rede sein. Während 2022 noch in 90 Prozent der befragten Unternehmen mindestens die Hälfte der Mitarbeitenden die Möglichkeit hatte, im Home Office zu arbeiten, sind es 2024 nur noch 73 Prozent.
Die tatsächliche Nutzung hat sich sogar noch deutlicher reduziert, nämlich von 82 Prozent auf 65 Prozent. Das entspricht einer Differenz von 17 Prozentpunkten. „Obwohl die Home-Office-Nutzung nach wie vor über dem vorpandemischen Niveau liegt, scheint sie mittlerweile wieder an Relevanz zu verlieren. Mitarbeitende vermissen vor allem die sozialen Kontakte und schätzen die Ausstattung ihrer Büros. Führungskräfte dagegen beklagen ein geschwächtes Zugehörigkeitsgefühl und erschwerte Kommunikation“, weiß Juliana Wolfsberger von Deloitte Österreich.
Geschäftsführende eher skeptisch
Es sind vor allem Geschäftsführungen, die sich im Zusammenhang mit Home Office besonders skeptisch zeigen. Denn während sich fast ein Viertel der Mitarbeitenden (23 Prozent) für mehr Home-Office-Nutzung ausspricht, hält ebenfalls ein Viertel der Geschäftsführungen (26 Prozent) das Home-Office-Ausmaß für zu hoch. Mehr als ein Drittel davon fordert sogar eine weitgehende Einstellung von Remote Working, obwohl die Effizienz im Home Office nachweislich nicht leidet.
„Ein erheblicher Teil der Führungskräfte hat weiterhin Bedenken, dass die Arbeitszeit im Home Office auch für private Zwecke genutzt wird. Auch wenn es solche Einzelfälle gibt, zeigen Untersuchungen, dass Sorgen diesbezüglich weitgehend unangebracht sind“, betont Bettina Kubicek, Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Uni Graz. Das unterstreichen auch die aktuellen Umfrageergebnisse: Fast die Hälfte der Führungskräfte (44 Prozent) und rund drei Viertel der Mitarbeitenden (76 Prozent) bewerten die Auswirkung von Home Office auf Produktivität und Leistung als positiv.
Deloitte Expertin Juliana Wolfsberger hält deshalb fest: „In der heutigen Arbeitswelt sollte Leistung an Ergebnissen statt an physischer Anwesenheit gemessen werden. Das führt nicht nur zu einer insgesamt produktiveren und motivierteren Belegschaft, sondern fördert auch Chancengleichheit im Unternehmen.“
4-Tage-Woche eher unerwünscht
Doch nicht nur das Thema Home-Office, auch die Möglichkeit zu Workation oder 4-Tage-Woche stoßen bei vielen der befragten Unternehmen auf Ablehnung. So haben rund 50 Prozent der Mitarbeitenden keine Erlaubnis aus dem Ausland zu arbeiten. Lediglich 5 Prozent der Unternehmen geben an, sich aktuell aktiv mit der 4-Tage-Woche als potenziellem Arbeitsmodell überhaupt auseinanderzusetzen – obwohl 45 Prozent bereits gestiegene Erwartungen an die 4-Tage-Woche im Bewerbungsprozess wahrnehmen.
„Auf den ersten Blick ist die grundsätzliche Zurückhaltung hinsichtlich der 4-Tage-Woche aus Unternehmensperspektive zu verstehen. Betriebe können es sich aber nicht mehr leisten, die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden rund um flexibles Arbeiten hintenanzustellen. Um angesichts des anhaltenden Fach- und Arbeitskräftemangels wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten innovative und flexible Arbeitsmodelle viel mehr zur Priorität werden“, so Christian Korunka, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Wien, abschließend.