Jetzt endgültig: Zero-Rating ist Geschichte
Per Zero-Rating wollten die Mobilfunker beliebte Web-Dienste pushen. Brüssels Wettbewerbshüter waren dagegen. Die österreichischen Anbieter haben gehandelt.
Gegen Ende des ersten Halbjahres 2022 hatten Österreichs Telekom-Anbieter das Zero-Rating in ihren Angeboten an Neukund:innen proaktiv eingestellt. Das heißt ohne förmliche Anordnung durch die Regulierungsbehörde RTR. Inzwischen sind nun auch sämtliche Angebote an Bestandskund:innen beendet worden. „Damit gehört das ‚klassische‘ Zero-Rating in Österreich endgültig der Vergangenheit an. Langfristig wird dadurch der freie Zugang zum offenen Internet sowie dessen Innovationskraft gestärkt und die Produktvielfalt im Internet-Ökosystem weiter gefördert“, resümiert Klaus M. Steinmaurer, Geschäftsführer der RTR für den Fachbereich Telekommunikation und Post.
Im Herbst 2021 hatte sich der Europäische Gerichtshof (EuGH) mit Fragen des Zero-Ratings und der Netznetzneutralität beschäftigt und drei bemerkenswerte Entscheidungen gefällt, die eine Aktualisierung der Leitlinien des Gremiums Europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation (GEREK) über das Offene Internet (Netzneutralität) notwendig gemacht und das Ende „klassischer“ Zero-Rating Angebote eingeleitet haben.
„Damit zählt Österreich zu den ersten Ländern Europas, in denen zuvor angebotenes Zero-Rating erfolgreich und vollständig vom Markt genommen werden konnte. Hierbei war uns wichtig, dass dies für Anbieter:innen und Kund:innen möglichst schonend, rechtssicher und konsumentenfreundlich erfolgt“, zeigt sich Steinmaurer zufrieden. „Dies war eine herausfordernde Aufgabe, zumal Millionen österreichischer Telekomverträge derartige Angebote enthalten hatten und hier seitens der Regulierungsbehörde sowie seitens der Telekom-Anbieter zügiges Handeln gefragt war. Umso mehr freut es mich, dass am Ende alles so hervorragend funktioniert hat,“ so Steinmaurer abschließend.
Was versteht man unter Zero-Rating?
Bei Zero-Rating handelt es sich im Wesentlichen um die unentgeltliche (d.h. nicht auf das im Tarif inkludierte Datenkontingent angerechnete) Übertragung von Daten für bestimmte Anwendungen oder Gruppen von Anwendungen (Chatdienste, Musikdienste etc.). Zero-Rating Angebote, bei denen ein Teil des Internetdatenverkehrs des Endkunden bzw. der Endkundin anders verrechnet wird als der Rest dieses Internetdatenverkehrs, waren in den vergangenen Jahren europaweit bei Endnutzer:innen durchaus beliebt und üblich.