KI-Nutzung: Österreich noch am Anfang der Lernkurve

Deloitte Österreich hat 600 Manager dazu befragt, wo ihre Unternehmen in der Anwendung von Künstlicher Intelligenz stehen.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) durchdringt immer mehr Lebensbereiche – gerade für die Wirtschaft birgt die Technologie enormes Potenzial. Laut der neuen Deloitte-Studie haben die österreichischen Unternehmen das in der Theorie bereits erkannt, immer mehr haben die Technologie auch bereits im Einsatz. Um aber die flächendeckende Implementierung voranzutreiben, braucht es in den kommenden Jahren neben personellen Ressourcen und regulatorischen Rahmenbedingungen vor allem Investitionen seitens Unternehmen und Politik.

Noch vor einem Jahr spielte das Thema KI bei der Mehrheit der Unternehmen eine untergeordnete Rolle. Mittlerweile ist das anders: „Ein großer Teil der Betriebe ist bereits mit KI-Anwendungen vertraut. Allerdings beschränkt sich der Einsatz meist noch auf erste Anwendungsfälle“, erklärt Evrim Bakir, Managing Partnerin bei Deloitte Österreich. „Rund ein Fünftel nutzt die Technologie aktuell zur Automatisierung von Routineaufgaben, weitere 13 Prozent zur Optimierung der Kundeninteraktion.“

Anwendungen mit echtem wirtschaftlichem Potenzial – wie etwa die erweiterte Analytik für Prognosen und Risikobewertungen oder die Unterstützung bei der Entscheidungsfindung – sind noch die Ausnahme. Nur rund 10 Prozent nutzen KI derzeit dafür. „Der Grund liegt auf der Hand: Diese Tools benötigen eine fundierte Datenbasis – bei dieser gibt es in Unternehmen noch viel Aufholbedarf“, so Evrim Bakir.

Hohe Investitionen

Damit KI ihre volle Wirksamkeit entfalten kann, sind entsprechende Investitionen unabdingbar. Mit den aktuellen Investitionsvorhaben der Unternehmen, die vielfach zwischen 50.000 und 250.000 Euro je Unternehmensbereich liegen, sind erste Implemen-tierungsschritte bereits abgedeckt. Für einen langfristig erfolgreichen Einsatz wird es laut Deloitte Berechnungen aber etwa das 5- bis 20-fache benötigen – also bis zu fünf Millionen Euro.

„Ähnlich wie die KI-Anwendungen stehen auch die Investitionsvorhaben in diesem Zusammenhang noch am Anfang. Im kommenden Jahr müssen die Volumina aber dringend erhöht werden“, ist Josef El-Rayes, Partner und KI-Experte bei Deloitte Österreich, überzeugt.

Skills

Die hohen monetären Aufwendungen im Zusammenhang mit der KI-Implementierung sind nicht die einzige Herausforderung für die Unternehmen. Auch der noch unklare Return of Investment (47 Prozent), offene Fragen betreffend Datenschutz (31 Prozent) und Schwierigkeiten bei der Integration von KI in bestehende Systeme und Prozesse (20 Prozent) stehen bei vielen Befragten ganz oben auf der Sorgenliste. Hinzu kommt, dass es vielen Unternehmen an qualifizierten Fachkräften zur Verwaltung und Wartung von KI-Systemen fehlt. Doch ohne die entsprechenden Skills bringen auch die ausgereiftesten KI-Systeme keinen Mehrwert.

„Durch den Einsatz neuer Technologien verändern sich die benötigten Skills. Vor allem kritisches Hinterfragen, analytisches Denken und Problemlösefähigkeit gewinnen laut etwa der Hälfte der Befragten zunehmend an Bedeutung“, hält Josef El-Rayes fest. „Künftig müssen Unternehmen eine Balance zwischen menschlicher Kreativität und technologischem Fortschritt schaffen – und das in einem Umfeld, das ständiges Lernen und Ausprobieren von neuen KI-Werkzeugen ermöglicht. Nur so kann eine von KI geprägte Arbeitswelt auch ihren vollen Nutzen entfalten.“