Medikamentenmangel vermeiden mit KI

Artificial Intelligence Reaches the Cloud

Ein Forschungskonsortium prüft, ob die juristischen und technischen Rahmenbedingungen eine KI-gestützte Prognose von Engpässen zulassen.

Wann werden welche Medikamente benötigt und in welchen Mengen? Wo kommen die Wirkstoffe her? Zeichnen sich Krisen und Ereignisse ab, die die Lieferketten stören könnten?

Das sind entscheidende Fragen für die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen Medikamenten. Zur Beantwortung dieser Fragen benötigt man Daten und Informationen, um darauf aufbauend Technologien wie KI oder Prognosemethoden aus dem Bereich Big Data anzuwenden. Solche Daten wie beispielsweise Infektionszahlen, Lagerbestände, Medikamentenlisten, Informationen zu Wirkstoffen, Lieferanten sowie internationalen Krisen und Ereignissen existieren zwar, sind aber äußerst heterogen und unterliegen zudem Beschränkungen in ihrer Nutzung. Ob sie in Österreich verwendet werden dürfen, welche Daten für Prognosen nötig sind und ob sich diese für KI-gestützte Methoden aufbereiten und harmonisieren lassen, will nun ein Forschungskonsortium klären.

Datengetriebener Austausch

Im von der FFG geförderten Projekt „Remedy“ haben sich Fraunhofer Austria, das Research Center Pharmaceutical Engineering (RCPE), die Fakultät für Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften der Universität Oldenburg sowie das Institut für Zivil- und Zivilverfahrensrecht der Wirtschaftsuniversität Wien zusammengefunden, um innerhalb eines Jahres eine Sondierung durchzuführen.

„Wir haben es mit äußerst großen Vielfalt an verschiedenen Daten zu tun, die derzeit nicht miteinander kombiniert werden. Beispielsweise gibt es zwar eine Liste der WHO für essenzielle Medikamente, die auch laufend aktualisiert wird, diese Liste ist aber nicht mit anderen aktuellen Informationen vernetzt, wie zum Beispiel mit regionalen Infektionszahlen oder Lagerbeständen. Eine zentrale Frage im Projekt ist daher: Können wir mit datengetriebenen Methoden einen Informationsaustausch zwischen verschiedenen Stellen erreichen“,  erklärt Sebastian Kreuter von Fraunhofer Austria die Herausforderungen. Gemeinsam mit dem RCPE wird das Team von Fraunhofer Austria untersuchen, wie die technischen Anforderungen an ein Prognosesystem aussehen müssen.

Im Umgang mit dem sensiblen Thema der Medikamentenversorgung sind natürlich auch regulatorische Anforderungen zu berücksichtigen. Dafür sind zwei Konsortialpartner mit juristischer Expertise an Bord. „Remedy verbindet mehrere hochaktuelle Schauplätze und setzt KI, Lieferkettenverantwortung und Datenschutz in Beziehung zum Ziel medizinischer Versorgungssicherheit, an dem ein evidentes öffentliches Interesse besteht. Ob und wie sich dieses Anliegen mit den einschlägigen Vorgaben verträgt, beeinflusst die technische Umsetzung natürlich unmittelbar“, sagt Alexander Wilfinger von der WU Wien.

Mit Ende des Projekts im August 2025 will das Projektteam die Liste der technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen einander gegenüberstellen und feststellen, ob es möglich und sinnvoll ist, ein Konzept für eine KI-gestützte Prognose zu erstellen. Wenn ja, soll dieses in einem Folgeprojekt erarbeitet werden, um die Zahl der nicht lieferbaren kritischen Arzneimittel deutlich zu reduzieren und damit eine stabile Arzneimittelversorgung Österreichs sicherzustellen.