RZ-Nachfrage steigt rasant

Die Wirtschaftskammer Wien wagt einen Ausblick in die Entwicklung der Rechenzentrumslandschaft in der Hauptstadt.
„Der Bedarf an Rechenzentren steigt; auch und gerade aufgrund der zunehmenden KI-Anwendungen, die enorme Rechenleistung erfordern“, erklärt Martin Heimhilcher, der die Sparte Information und Consulting an der Wirtschaftskammer als Obmann leitet. Allen voran Künstliche Intelligenz (KI) zähle zu den energieintensivsten Anwendungen, so der Obmann weiter. Eine einzige KI-Anfrage könne den 10- bis 100-fachen Energiebedarf einer herkömmlichen Datenanfrage haben.
Aktuell gibt es laut Wirtschaftskammer 21 Rechenzentren in Wien. Die Stadt böte eine Reihe von Standortvorteilen: eine hohe Versorgungssicherheit mit grüner Energie, politische Stabilität und eine erdbebensichere Lage. Doch die Errichtung neuer Rechenzentren stößt auf Herausforderungen: Platzmangel und hohe Immobilienpreise erschweren die Ansiedlung neuer Serverfarmen, so die Wirtschaftskammer weiter. Die größten verfügbaren Flächen lägen meist in weiter außen gelegenen Betriebsgebieten, während in der Innenstadt der Raum für neue Anlagen begrenzt ist.
Das derzeit größte Rechenzentrum in Wien verfügt Kammerangaben zufolge über eine Bruttofläche von 20.000 m² und eine Nettofläche von 14.000 m² – das entspricht etwa zwei Fußballfeldern. Gleichzeitig gebe es aber auch Vorteile von Innenstadt-Rechenzentren, da sie durch ihre zentrale Lage und direkte Nähe zu Unternehmen für diese bei Bedarf rasch erreichbar sind.
Ein Beispiel hierfür sei das next layer Rechenzentrum am Fleischmarkt im ersten Bezirk, das an diesem Standort aktuell 70 Kunden betreut. „Unsere Infrastruktur ist auf Zuverlässigkeit und Energieeffizienz optimiert, und wir betreiben eine eigene Glasfaserinfrastruktur, sowohl für den Eigenbedarf als auch für die Datenübertragung unserer Kunden“, erklärt Georg Chytil, Geschäftsführer von next layer.
Technologische Trends
Um die Effizienz und Nachhaltigkeit von Rechenzentren zu verbessern, werden vermehrt Künstliche Intelligenz und neue Kühltechnologien eingesetzt. Etwa kann die KI dabei unterstützen, den Energieverbrauch dynamisch anzupassen. Durch die intelligente Steuerung könnten Prognosen zufolge bis 2030 bis zu 30 Prozent des Energiebedarfs eingespart werden. Außerdem setzen Rechenzentren verstärkt auf Wasser- statt Luftkühlung. Das reduziert die Betriebskosten um bis zu 40 Prozent und ermöglicht die Wiederverwertung von Abwärme in Fernwärmenetze.
Mit der steigenden Bedeutung von Rechenzentren als Teil der kritischen Infrastruktur wächst auch der Bedarf an verbesserten Sicherheitsmaßnahmen. Cyberangriffe auf IT-Infrastrukturen haben sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht, weshalb sowohl physische Sicherheitsmaßnahmen als auch modernste Verschlüsselungstechnologien an Bedeutung gewinnen.
„Die Bedeutung von Rechenzentren wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Es ist daher entscheidend, in die digitale Infrastruktur, nachhaltige Energieversorgung und die Ausbildung von IT-Fachkräften zu investieren, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden“, betont Obmann Heimhilcher abschließend.