Online-Handel: GenKI verändert die Märkte
Künstliche Intelligenz wird von einer Mehrheit der Onlinehändler für die Erstellung von Inhalten, Produkttexten und Übersetzungen eingesetzt.
Dies ist eines der zentralen Ergebnisse einer Händlerbefragung, die von den Hochschulen ZHAW und FHNW von April bis Ende Juli 2024 durchgeführt wurde. Über die Hälfte der befragten Onlinehändler nutzt KI bereits für die Texterstellung und Übersetzungen. Auch Produkttexte werden von 42 Prozent der Onlinehändler mit generativer KI erstellt.
«KI spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern führt auch häufig zu einer höheren Informations- und Produktdatenqualität. Dies wiederum resultiert oft in einer verbesserten Reichweite in Suchmaschinen und in Mehrumsatz», erläutert Studienleiter Darius Zumstein von der FHNW. Auch für die Suchmaschinenoptimierung und die Erstellung von Bildern und Videos wird KI häufig eingesetzt.
Experimentierfeld
Bei der Personalisierung und im Kundenservice, zum Beispiel durch digitale Verkaufsberater und Service-Chatbots, kommt KI laut Studie eher selten zum Einsatz (9 Prozent). Auffällig ist, dass viele Unternehmen verschiedene konkrete KI-Anwendungen planen und testen. Mangelndes Fachwissen, fehlende Use Cases und Schwierigkeiten bei der Integration von KI in bestehende Geschäftsprozesse gehören demnach zu den grössten Hürden. Weiter bemängeln einige die fehlende Qualität und Genauigkeit der KI.
«Knapp ein Drittel der Onlinehändler investiert zudem nicht in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden, was langfristig zu einem Wettbewerbsnachteil führen könnte», sagt Fabian Oehninger von der ZHAW.
Der Trend zur Vermarktung von Produkten über Suchmaschinen und soziale Medien wie TikTok Shops, Instagram oder YouTube setze sich allerdings fort. Die hohe Dynamik und Schnelligkeit im digitalen Marketing und Vertrieb betreffen laut Studie nicht nur die Technologie, sondern auch die Märkte und das Marketing. Zum einen steigt damit der Preis- und Kostendruck, zum andern bleiben Ressourcen bei steigenden Komplexitäten und Anforderungen knapp.
Härterer Wettbewerb
Der Wettbewerb im Schweizer E-Commerce verschärft sich durch asiatische Plattformen wie Temu und Shein. Seit dem Markteintritt von Temu 2023 sehen sich immer mehr Händler mit einem starkem Preis- und Kostendruck konfrontiert. Vier von zehn hiesigen Händlern sind laut Studie direkt betroffen, da die Plattformen unter anderem die Preise und Margen drücken.
Die betroffenen Onlinehändler würden versuchen, sich über qualitative, exklusive oder nachhaltige Produkte sowie durch Branding und einen guten Kundenservice zu differenzieren. 61 Prozent der befragten Onlinehändler stellen noch keine Auswirkungen von asiatischen Plattformen auf das eigene Geschäft fest. Dies könnte sich zukünftig jedoch ändern, wenn Temu & Co. ihre Sortimente ausweiten und ihre Präsenz in europäischen Märkten noch weiter verstärken, so die Studie weiter.
Über die Studie
Die Onlinehändlerbefragung in der siebten Ausgabe wurde von der ZHAW School of Management and Law und der FHNW durchgeführt. Die Daten wurden vom 27. März bis zum 31. Juli 2024 im Rahmen einer Onlinebefragung erhoben. Insgesamt nahmen 624 Onlineshops im Bereich Business-to-Consumer (83 Prozent), Business-to-Business (46 Prozent) und Herstellershops (14 Prozent) an der repräsentativen Onlinebefragung teil, davon 516 Schweizer Onlinehändler, 85 Onlinehändler aus Österreich, 11 aus Deutschland sowie 12 Onlinehändler aus weiteren Ländern.