Österreich braucht eine nationale Datenstrategie
In seiner jüngsten Empfehlung legt der Rat für Forschung und Technologieentwicklung, RFTE, die wichtigsten Maßnahmen für eine nationale Datenstrategie dar.
Der RFTE sieht drei wesentliche Maßnahmen, deren Umsetzung drängt: erstens die politische Priorisierung einer nationalen Datenstrategie, zweitens die Entwicklung einer umfassenden Dateninfrastruktur und drittens die Förderung einer positiven Wahrnehmung des Themas Daten in der breiten Öffentlichkeit.
Die Empfehlung basiert auf den Ergebnissen eines mehrstufigen Diskussionsprozesses, den der Rat in Kooperation mit der Future Operations Platform und dem Zentrum für Soziale Innovation durchgeführt hat. Die gemeinsam mit Vertreter:innen aus Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft, Politik und Verwaltung erarbeiteten Ergebnisse liegen im Positionspapier Datenexzellenz: Strategien für Österreich vor.
Nationale Datenstrategie muss auf höchster politischer Ebene koordiniert werden
In Österreich sind Datenanalysen auf Basis unterschiedlicher Quellen der öffentlichen Hand nur in begrenztem Umfang durchführbar. Wenn diese Daten für Forschung und Wissenschaft nutzbar gemacht werden, werde enormes Potenzial freigesetzt, meint die Ratsvorsitzende Sylvia Schwaag Serger: „Komplexe Herausforderungen benötigen komplexe Analysen, um die Grundlage für evidenzbasierte Entscheidungen zu schaffen. Ob in der Gesundheits- und Energieversorgung, im Bildungswesen, am Arbeitsmarkt, in der öffentlichen Verwaltung oder in der Forschungsförderung – die richtige Nutzung von Daten befähigt uns, gegenwärtige und künftige Herausforderungen zu meistern und die Zukunft zu gestalten.
“
Darüber hinaus verlangt der Data Governance Act der EU eine Reihe von Maßnahmen in Politik und Verwaltung, die die Mitgliedstaaten bis September 2023 umsetzen müssen. „Es ist also von großer Dringlichkeit, die Entwicklung einer nationalen Datenstrategie auf Ebene der Bundesregierung koordiniert voranzutreiben
“, hebt Helga Nowotny, ebenfalls RFTE-Ratsmitglied, hervor.
‚Datenlandkarte‘ und Data Stewards
Um die stetig wachsende Ressource Daten strategisch und effektiv nutzen zu können, bedarf es einer umfassenden Dateninfrastruktur und qualifizierter Expert:innen an neuralgischen Punkten der öffentlichen Verwaltung. Denn bisher stehen Daten der Bundesverwaltung, Behörden, von Sozialversicherungsträgern und Interessenvertretungen für wissenschaftliche Analysen nur begrenzt zur Verfügung – es fehlen die notwendigen Schnittstellen, die eine Verknüpfung der Datenquellen ermöglichen, und ein leichterer Zugang.
Der RFTE empfiehlt daher die Entwicklung einer ‚Datenlandkarte‘, um bereits bestehende Ressourcen optimal zu nutzen und die dynamische Erweiterung der österreichischen Dateninfrastruktur zu unterstützen. Data Stewards sollen zudem die Einhaltung von Standards gewährleisten und als erste Anlaufstelle für diejenigen fungieren, die eine Weiterverwendung von Daten beabsichtigen, die sich im Besitz der öffentlichen Hand befinden.
Positive Sicht fördern
Damit die Ziele einer nationalen Datenstrategie erreicht werden können, ist es ebenfalls notwendig, durch eine begleitende Kommunikationsstrategie dem Thema Daten und ihrer Nutzung in der öffentlichen Wahrnehmung eine positive Wahrnehmung zu geben. Denn der öffentliche Diskurs ist im Allgemeinen stark auf negative Phänomene wie Missbrauch und Sicherheitslücken fokussiert, wesentlich weniger auf die Potenziale und Chancen. Um dem gegenzusteuern, müssten laut RFTE spezifische Ängste von Dateninhaber:innen adressiert sowie Best Practices und Erfolgsgeschichten sichtbar gemacht werden. Vor dem Hintergrund großer – auch sozialer – Umwälzungen durch die digitale und grüne Transformation müsse ein breites Bewusstsein dafür entstehen, dass hochqualitative Daten ein wichtiger Schlüssel für die Bewältigung dieser Herausforderungen sind. „Wenn wir von den Gefahren der Datennutzung sprechen, müssen wir also auch darüber sprechen, welche Gefahren entstehen, wenn wir Daten nicht nutzen
“, warnt Helga Nowotny.