Rückenwind für Österreichs Gaming-Industrie

Laut Wirtschaftskammer boomt Österreichs Gaming-Wirtschaft. Abzulesen sei dies am Branchenwachstum und der Innovationskraft.

Einer Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) zufolge sind rund 150 Unternehmen aktiv in der Spieleentwicklung tätig, was laut Vergleichsstudie aus dem Jahr 2018 einem Wachstum von 71,3 Prozent in den vergangenen sechs Jahren entspricht. Die heimischen Game Developer erzielen damit einen Umsatz von 188,7 Mio. Euro (2023).

Zudem weist die Wirtschaftskammer Österreich, die die Studie in Auftrag gegeben hatte, darauf hin, dass jeder Arbeitsplatz in einem Unternehmen der Spieleentwicklung mindestens einen weiteren Arbeitsplatz absichert. In Summe würden damit durch die heimischen Game Developer rund 2.260 Arbeitsplätze direkt oder indirekt initiiert. Die österreichische Szene sei vorwiegend jene der 25- bis 34-Jährigen. Rund 80 Prozent der Developer hätten eine Universität oder Fachhochschule abgeschlossen.

„Game Development ist eine junge und dynamische Branche. Sie ist in Österreich geprägt von vorwiegend kleinen und kleinsten Unternehmen, mit überdurchschnittlich jungen, gut ausgebildeten und hoch motivierten Fachkräften. Die wirtschaftliche Leistungskraft und Impulswirkung sowie die volkswirtschaftlichen Effekte der Branche auf die heimische Wirtschaft sind von Wachstum geprägt“, fasst Wolfgang Koller vom IWI die Studienergebnisse zusammen.

Ungeachtet dessen gibt Alfred Harl von der Wirtschaftskammer Österreich zu bedenken: „Der Standort Österreich wird im Zuge der Digitalisierung nur dann zukunftsfit sein, wenn die Transformation auch bei den Jobs gelingt. Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, muss die Politik an vielen Schrauben drehen. Von der Ausbildung über die Attraktivität zum Schutz vor Abwanderung bis zum Erhalt von wertvollen Schlüsselkräften.“ Handlungsbedarf sähe die Branche insbesondere bei aktiver Politik für Spieleentwickler:innen in Österreich und der EU zur Verbesserung ihrer Rahmenbedingungen sowie Finanzierungsmöglichkeiten, so Harl weiter.

Portfolio

Die Palette der Games reicht von Entertainment über Education- bis hin zu Serious Games. Entwickelt werden hauptsächlich PC und Mobile Games (Smartphones/Tablets). Augmented Reality und Virtual Reality ist laut Studie für 20 Prozent bzw. 35 Prozent der Branche ein wichtiger Teil der Produkte.

Serious Games sind digitale Spiele, deren Zweck über die Unterhaltung hinausgeht. Es geht um Lernen oder Bewusstseinsschärfung mit spielerischen Elementen, um nachhaltig etwas zu bewirken. Serious Games erfreuen sich immer größerer Akzeptanz. Das enorme Potenzial wird durch die Digitalisierung und die Integration neuer Technologien gestärkt.

Gemeinsam mit der Gamification würden Serious Games einen bedeutenden Bereich der Digitalisierung der Gesellschaft darstellen, so die Studie weiter. Anders als Entertainment-Spiele entstehen Serious Games überwiegend durch Aufträge oder Kooperationen der öffentlichen Hand (Länder & Gemeinden, Regierungsstellen, Ministerien oder Behörden). Auch Museen, Forschungseinrichtungen, NGOs oder Kirchen lassen Serious Games konzipieren, um ihre Anliegen spielerisch zu vermitteln.

Ausbildung

Game Development Schwerpunkte werden laut Studie schon in der Ausbildung gesetzt. Unis, FHs oder HTLs würden hierzu einen hochwertigen Beitrag leisten. Insgesamt gebe es 25 Hochschulangebote für Game Development. Mit Schwerpunkten in Puch bei Salzburg, Hagenberg in Oberösterreich, Wien (etwa zu Software-Engineering und Web-Development), und Klagenfurt. Puch und Hagenberg bilden den Angaben des IWI zufolge etwa die Hälfte der Absolvent:innen aus.

Was es für eine gute Standortpolitik ebenso wie die Fachkräfte braucht, seien Förderschienen für Firmengründungen in Österreich, Studios für Game Development und Jobs in der Industrie. Jedes Dritte Unternehmen der Branche habe sich in den letzten 24 Monaten um öffentliche Fördermittel beworben, konstatiert die Studie.