SAP-Anwender: Cloud-Nutzung tritt auf der Stelle
Die IT- und SAP-Budgets der Schweizer DSAG-Mitglieder steigen. Doch sinkt die Zahl der tatsächlich investierenden Unternehmen.
Zu diesen Ergebnissen kommt der neue Investitionsreport der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Zudem hebt die Studie hervor, dass ein deutlicher Umschwung auf S/4HANA weiterhin auf sich warten lasse. Des Weiteren sieht die DSAG Diskussionsbedarf rund um die aktuelle Cloud-Strategie des Walldorfer Softwareriesen.
Weniger Investitionen in SAP
Auch im Jahr 2024 steigen laut Bericht die IT- und SAP-Investitionsbudgets bei vielen Unternehmen. Allerdings sei deren Zahl geringer als noch im letzten Jahr. Bei 38 Prozent der befragten Unternehmen in der Schweiz steigt das IT-Gesamtbudget (DACH: 43 Prozent), vor einem Jahr waren es noch 51 Prozent (DACH: 54 Prozent). Gleich bliebe es bei 48 Prozent (DACH: 36 Prozent). Das gaben beim Investitionsreport des vergangenen Jahres allerdings nur 31 Prozent der Befragten an. Bei 14 Prozent (DACH: 18 Prozent) der Befragten sinkt das IT-Investitionsbudget, was dem Vorjahreswert entspricht.
Bei den Investitionen in SAP hält die Studie fest, dass bei 38 Prozent (DACH: 46 Prozent) der befragten Unternehmen das Budget steigt. 2023 war das bei 51 Prozent der Befragten in der Schweiz der Fall. Bei 43 Prozent der Befragten (DACH: 32 Prozent) bleibt das SAP-Investitionsbudget unverändert. Im vergangenen Jahr gaben dies nur 29 Prozent der Befragten an. Bei 19 Prozent (DACH: 19 Prozent) der Schweizer Unternehmen sinkt das Budget.
„Die Konsolidierung der IT- und SAP-Investitionsbudgets scheint bei den Schweizer Unternehmen das Gebot der Stunde zu sein“, sagt Jean-Claude Flury, DSAG-Fachvorstand Schweiz, und erklärt: „Die Zahl der Befragten, die von gleichbleibenden oder sinkenden Investitionen sprechen, ist gestiegen. Die Zögerlichkeit könnte mit der Ankündigung von SAP zusammenhängen, Innovationen nur noch in der Cloud verfügbar machen zu wollen. Wer bereits auf S/4HANA On-Premises umgestellt hat, oder plant, dies zu tun, übt sich vielleicht erst einmal in Zurückhaltung.
Business Suite behauptet Spitzenplatz
Gefragt nach den eingesetzten SAP-Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Lösungen liegt auch im Jahr 2024 SAP ERP, bzw. die SAP Business Suite mit 67 Prozent (DACH: 68 Prozent) weiter deutlich in Führung vor S/4HANA On-Premises mit 48 Prozent (DACH: 44 Prozent). Beim Investitionsreport des vergangenen Jahres setzten 63 Prozent der Schweizer Befragten auf SAP ERP bzw. die Business Suite und 51 Prozent auf S/4HANA On-Premises.
Die Nutzung von S/4HANA Private Cloud und S/4HANA Public Cloud kommt laut Studie in der Schweiz nur schwer in Fahrt. So setzen 10 Prozent der Befragten (DACH: 11 Prozent) auf S/4HANA Private Cloud und 5 Prozent (DACH: 6 Prozent) auf S/4HANA Public Cloud. In der Vorjahresbefragtung lag S/4HANA Private Cloud noch um 7 Prozentpunkte höher, wohingegen die S/4HANA Public Cloud noch gar nicht eingesetzt wurde.
„Die Cloud-Betriebsmodelle für S/4HANA sind in der Schweiz noch nicht in den Unternehmen angekommen. Es ist zu vermuten, dass fehlende Funktionalitäten aus der On-Premises-Welt ausschlaggebend sind. Aber auch strategische Überlegungen wie Investitionsschutz und Aspekte der IT-Security besonders bei kritischen Architekturen könnten dafür verantwortlich sein“, erläutert Jean-Claude Flury.
S/4HANA-Cloud-Strategie
Erstmals wurden die Schweizer DSAG-Mitgliedsunternehmen in diesem Jahr danach gefragt, wie sie die S/4HANA-Cloud-Strategie von SAP beurteilen. 19 Prozent der Befragten (DACH: 13 Prozent) fällen ein positives, 24 Prozent (DACH: 48 Prozent) ein negatives Urteil.
„Für den DACH-Bereich sind eine höhere Standardisierung, mehr Flexibilität und eine höhere Security positiv hervorzuheben. Das lässt sich auch für die Schweizer DSAG-Mitgliedsunternehmen feststellen. Gleiches gilt für die als negativ empfundene Benachteiligung von On-Premises-Kunden. Sie fürchten um ihre bereits getätigten Investitionen und sehen die Inkompatibilität mit gesetzlichen Vorgaben ebenso kritisch, wie den von SAP ausgeübten Druck in Richtung Cloud“, fasst Jean-Claude Flury zusammen.
Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft in S/4HANA insgesamt habe diese Einschätzung jedoch kaum. Gefragt nach der Relevanz der Business Suite für die SAP-Investitionen im Jahr 2024 planen 24 Prozent der Schweizer Unternehmen mittlere Investitionen. Vor einem Jahr waren es noch 6 Prozent mit hohen und 9 Prozent mit mittleren Investitionen. Im Vergleich dazu sind im DACH-Raum vier Prozent zu hohen Investitionen bereit und 18 Prozent zu mittleren Investitionen. Hier lagen die Werte für 2023 bei 6 Prozent hohen und 22 Prozent mittleren Investitionen.
Bei S/4HANA sind hohe Investitionen für 33 Prozent der Befragten (DACH: 38 Prozent) relevant und mittlere Investitionen für 43 Prozent (DACH: 32 Prozent). Im Vorjahr planten 31 Prozent der Schweizer Unternehmen hohe Investitionen und 40 Prozent mittlere Investitionen für S/4HANA ein.
„Bei S/4HANA sind die Schweizer Unternehmen immer noch zurückhaltend. Das könnte daran liegen, dass die entsprechenden Transformationsprojekte aufgrund unterschiedlicher Release-Stände und Entwicklungsstufen der IT-Systeme deutlich mehr Aufwand und Anstrengungen mit sich bringen als geplant. Da kann offensichtlich auch das nahende Wartungsende 2027 den Trend zur Migration nicht verstärken. Hier braucht es noch deutlich mehr Unterstützung von SAP. Denn unsere Mitgliedsunternehmen haben viele wichtigere Themen auf dem Tisch, als eine funktionierende ERP-Suite abzulösen“, ordnet Jean-Claude Flury ein.