Schweizer Wirtschaft: Digitaler Handlungsbedarf höher als erwartet
Gemeinsam mit zwei Hochschulen hat der swissICT-Verband Schweizer Unternehmen zu ihrer digitalen Reife befragt. Nur ein Drittel sieht sich auf Kurs.
«Wie fit ist meine Organisation, wenn es um die digitale Transformation geht?» fragen sich viele Führungskräfte in Schweizer Unternehmen und Verwaltungen. Die Antwort mit dem Blick nach innen und dem Vergleich mit der Branche liefert der digitale Reifegrad. In Kooperation mit swssICT hat ein Team von Forschenden der Berner Fachhochschule BFH und der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW eine Studie mit dem Titel «Digital Excellence Report 2023» verfasst. Basierend auf der Selbsteinschätzung von Unternehmen und Verwaltungen wird der digitale Reifegrad für den Werkplatz Schweiz beleuchtet.
Die Autor:innen haben Daten von über 600 Schweizer Unternehmen und mehr als 1300 Befragten analysiert. Die Auswertung zeigt ein überraschend homogenes Bild: In allen Branchen gibt es signifikanten Handlungsbedarf.
Ein Viertel der Organisationen sieht sogar sehr grossen Handlungsbedarf. Und dies vor allem in den Dimensionen «Strategie und Transformationsmanagement» sowie «Daten». «Von allen Fragen weist jene die schlechtesten Erfüllungswerte auf, die das Vorhandensein messbarer Transformationsziele im Unternehmen und die Zielverfolgung erhebt», bemerkt Prof. Bramwell Kaltenrieder, der die Studie geleitet hat. «Dass bei zwei Dritteln der Unternehmen der digitale Status quo und die digitale Ambition noch auseinanderliegen, ist vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich.»
Gespaltenes Bild
Die befragten Unternehmen lassen sich in drei Gruppen einteilen, die ähnlich gross sind. Jene auf Kurs, solche mit kleineren Problemen und Unternehmen mit grossen Problemen.
Laut Befragung kommen 35% der Unternehmen mit der digitalen Transformation gut zurecht. Diese Gruppe wird dominiert durch Unternehmen, für welche die digitale Transformation nur eine mittelhohe Relevanz hat und die bisher einen mittleren Maturitätsgrad erreicht haben.
Die zweite Gruppe (39%) besteht aus Unternehmen, welche kleinere, aber sich summierende Defizite haben. Die eine Hälfte dieser Unternehmen sieht in der digitalen Transformation eine besonders hohe Relevanz, die andere Hälfte sieht eine durchschnittliche Relevanz.
Die dritte Gruppe (26%) sieht sich aktuell noch weit entfernt vom anvisierten Transformationsgrad. Charakteristisch für Unternehmen mit grossem Handlungsbedarf ist, dass für sie die digitale Transformation überdurchschnittlich relevant ist, sie aber trotzdem zum letzten Fünftel in Bezug auf den Maturitätsgrad zählen. Christian Hunziker, Geschäftsführer von swissICT, ist überrascht: «Aktuell steht die Schweiz in internationalen Rankings bei verschiedenen Themen weit vorne. Dass wir in der digitalen Transformation derart Handlungsbedarf haben, zeigt, dass es das Engagement von swissICT mehr denn je braucht.» Digitale Transformation bedeute Führungsverantwortung und der Report zeige, wie sensibel die Lage auf dem Werkplatz Schweiz sei, meint Hunziker.