Train to Retain: Technologie für erstklassige Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten von Mitarbeiter*innen
Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels ist die Entwicklung umfassender Lern- und Entwicklungsprogramme (L&D) für Unternehmen wichtig, um hochqualifizierte Arbeitskräfte halten zu können.
In vielen Unternehmen wird gerade über die Zeit nach der Pandemie nachgedacht. Dabei ist eine Kultur des Lernens ein wirtschaftliches Gebot, um die eigenen Arbeitskräfte zu unterstützen. In ihrem Bericht schreibt der digitale Lernanbieter Leo Learning: “L&D ist nicht mehr nur ein Nice-to-have oder ein Do-it-when-we-have-time, sondern wird zunehmend als geschäftskritische Funktion angesehen.” Laut einer LinkedIn-Studie wollen 94 Prozent der Arbeitnehmer bei einem Unternehmen bleiben, das ihrer beruflichen Entwicklung Priorität einräumt.
Passend dazu hat eine neue Studie von Avado als einen der am häufigsten genannten Gründe für eine Kündigung einen Mangel an Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten identifiziert. Besonders bei den 16- bis 24-Jährigen wird darauf am meisten Wert gelegt: 26 Prozent gaben an, dass sie kündigen würden, um mehr zukunftsorientierte Fähigkeiten in einem anderen Job erwerben zu können. Gleichzeitig begründete fast ein Viertel der Personen mit ethnisch-diversen Hintergrund ihre Absicht zu kündigen mit fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten.
Für Personalverantwortliche bleibe es eine Priorität, junge, vielfältige und formbare Talente in die Belegschaft zu holen, sagt Dean Corbett, Chief People Officer bei Avad. Dabei müssten Personalverantwortliche auf allen Ebenen über passende Lernangebote nachdenken.
Die Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten entwickelt sich schnell weiter. Seit Homeoffice für viele Unternehmen und Arbeitnehmer zur Norm geworden ist, bieten immer mehr Unternehmen Online-Aus- und Weiterbildungen für ihre Mitarbeiter an. Die sehen wegen der Flexibilität im Arbeitsalltag die Vorteile von Online-Schulungen. Laut dem Online-Lernanbieter Kallidus hält mehr als die Hälfte (53%) der Arbeitnehmer digitales Lernen für notwendig, um ihre liebgewonnenen flexiblen Arbeitsprozesse zu behalten. Mitarbeiter wünschen und fordern geradezu flexiblere Arbeitszeiten und damit eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
The New Normal of Learning
Unternehmen müssen sich bei der Entwicklung von L&D und Schulungen also an der neuen Normalität der Fernarbeit orientieren. Bei RIPE NCC ist man inzwischen dazu übergegangen, das gesamte Schulungsmaterial als Webinare anzubieten und E-Learning-Kurse zu erweitern, erklärt Alvaro Vives, Assistant Manager für die Abteilung Learning and Development des RIPE NCC. “Das bedeutete, dass wir viel Arbeit investieren mussten, um die Inhalte an das Webinar-Format anzupassen und alles in zweistündige Sitzungen zu packen, weil die Leute online schneller satt werden.” Das habe auch dazu geführt, dass sich sein Unternehmen auf die Verbesserung von Prozessen wie Projektmanagement, Datenverarbeitung und Visualisierung konzentrieren konnte.
Das Lernen orientiert sich auch an Fortschritten in den Bereichen CX (Customer Experience) und EX (Employee Experience). L&D sollte nicht nur eine Dienstleistung sein, sondern ein positives und wertvolles Erlebnis an sich. Deswegen beginnen Unternehmen damit, viel in die Schaffung von Plattformen für Lernerfahrungen zu investieren.
“Traditionell haben wir Instruktionsdesigner, die diese ausgefeilten Kurse erstellen, um zu versuchen, ansprechend zu sein”, erklärt Marko Gargenta, ehemaliger Gründer der Twitter University und heutiger CEO von PlusPlus. Leider verändere sich vor allem die technische Welt rasant – so rasant, dass Unternehmen ihre Fachexperten auffordern würden, geeignete aber weniger ausgefeilte Inhalte zu erstellen, anstatt darauf zu warten, dass sie professionelle Instruktionsdesigner aufpolieren. “Die Realität ist, dass die ausgefeilten Inhalte wahrscheinlich schon veraltet sind, wenn sie auf den Markt kommen”, sagt Gargenta.
User-Generated Content (UGC)
Eine Möglichkeit, die formellen Schulungsmaterialien zu ergänzen, ist sogennanter UCC (User-Generated Content). Manche Unternehmen nutzen diese asynchrone Kommunikation durch virtuelle Kommunikationswege bereits. L&D wird zunehmend individueller und aud einzelne Mitarbeiter zugeschnitten. Die Berücksichtigung der Bedürfnisse jedes Einzelnen mit maßgeschneiderten, personalisierten Kursen wird langsam zur Norm.
Ein Teilnehmer an der Umfrage von Leo Learning vergleicht seinen Ansatz mit einem “Netflix-Modell” des Lernens”. Also viele Inhalte, durchsuchbar und in Playlists organisiert. “Der nächste Schritt ist der Übergang zu einem “YouTube-Modell” des Lernens, bei dem jeder Inhalte hochladen und Wissen in großem Umfang teilen kann”, meint er.
Dieser innovative Ansatz ist ein Beispiel für die unwiderruflichen Änderungen in Geschäftsstrukturen und -prozesse durch die Pandemie. Vielschichtige Lernerfahrungen aus der Ferne zu vermitteln, ist ein entscheidender Faktor bei der Einbindung in ein L&D-Programm. Marko Gargenta von PlusPlus warnt jedoch: “Wir haben gesehen, wie unsere Kunden – wie Salesforce, Netflix, LinkedIn und Airbnb – versucht haben, viele Inhalte auf selbstgesteuertes, asynchrones Lernen zu verlagern, nur um dann festzustellen, dass sie die menschliche Note verloren haben. Und in der heutigen Zeit, in der man von zu Hause aus arbeitet, ist die menschliche Verbindung wichtiger denn je.”
Learning Development Platforms (LXPInn
LXPs (Learning Development Platforms) haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, angetrieben durch die rasche Verbreitung von KI-Tools. Zwar möchte uns Meta glauben machen, dass eine Geschäftsumgebung für Lernerfahrungen, die durch die neueste VR-Technologie vermittelt werden, bereits vorhanden ist, doch der Business Case für ist lange nicht üblich. Technologien wie VR sind ein Thema, das man im Auge behalten sollte, aber die Personalverantwortlichen verfügen über Werkzeuge, die keine vollständig dreidimensionale Umgebung benötigen, um ein Gefühl der Immersion zu erzeugen.
“Das Metaverse kann interessante Auswirkungen auf L&D haben”, sagt Sarah Marshall, Learning and Development Programme Manager bei der Emerging-Tech-Talentmanagement-Beratung Grayce. “Wo uns derzeit Aspekte wie ‘Watercooler-Gespräche’ fehlen, könnte das Metaverse dazu beitragen, virtuelle Lernumgebungen zu fördern, um reale Erfahrungen zu simulieren und neue Konzepte auszuprobieren.” Das Metaverse könne genutzt werden, um schwierige ethische Situationen anzusprechen, insbesondere im Hinblick auf Gleichstellung, Vielfalt und Integration. Das Metaverse könne hier ein geschützter Raum werden, um Szenarien nachzustellen und Initiativen zu unterstützen, die Empathie, Mitgefühl und Zusammenarbeit am Arbeitsplatz entwickelten.
Alvaro Vives von RIPE NCC glaubt nicht, dass sich hier eine Technologie schnell durchsetzen wird. “Aus technologischer Sicht sehe ich eher eine ständige Weiterentwicklung als irgendeine Revolution. Vielleicht werden das Metaverse, KI und 5G zusammen mit billigeren und leichter zugänglichen Technologien einen wirklichen Wandel herbeiführen – und vielleicht wird dies jetzt, da große Akteure wie Meta beteiligt sind, tatsächlich passieren.”
Schon vor der Pandemie hat L&D bereits eine Phase des Wandels durchlaufen. Fest steht, dass sich Schulung und Kompetenzentwicklung zunehmend auf Technologie stützen werden, um personalisiertes, maßgeschneiderte Lernen zu ermöglichen.