Verändert KI unsere Jobwelt?
Künstliche Intelligenz (KI) in Unternehmen ist auf Seiten der Beschäftigten oft mit Ängsten verbunden. Eine OECD-Studie gibt nun jedoch Entwarnung.
Aktuell gibt es noch kaum wissenschaftliche Untersuchungen darüber, wie sich der Einsatz von KI auf die Arbeitsorganisation und die Ausgestaltung von Jobs auswirkt. Die Studie der OECD will dies ändern: Basierend auf knapp 100 Unternehmensfallstudien untersuchte ein internationales Forscherteam die Auswirkungen von KI-Technologien in der verarbeitenden Industrie und im Finanzsektor in acht OECD-Ländern, darunter auch in Österreich.
Die KMU Forschung Austria war Teil des Teams und für die österreichischen Fallstudien verantwortlich. Projektleiterin Karin Petzlberger hat dafür mit Beschäftigten, Personal-vertreter*innen, IT-Manager*innen sowie Geschäftsführer*innen in österreichischen Unternehmen über ihre Erfahrungen beim Einsatz künstlicher Intelligenz gesprochen.
Noch keine Arbeitsplatzverluste
Der digitale Wandel und der Einsatz künstlicher Intelligenz ist häufig mit der Angst vor Rationalisierung und Jobverlust verbunden. Die Studie zeigt jedoch, dass im Finanz- und Industriesektor trotz Einführung von KI-Anwendungen die Beschäftigungsniveaus bislang stabil geblieben sind, wenngleich sich ein etwas langsameres Beschäftigungswachstum abzeichnet.
„In den untersuchten Unternehmen kam es kaum vor, dass aufgrund der Einführung von KI Arbeitsplätze weggefallen sind. In den wenigen Fällen wo KI-Lösungen Arbeitskräfte ersetzten, kam es nicht zu Kündigungen, sondern die Betroffenen wurden in andere Geschäftsbereiche versetzt, oder das Unternehmen war zurückhaltender in der Nachbesetzung von Stellen“ erklärt Karin Petzlberger von der KMU Forschung Austria.
Gleichzeitig trage künstliche Intelligenz dazu bei, dass viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden, so Petzlberger weiter. Insbesondere im Zusammenhang mit der Entwicklung und Wartung von KI-Technologien entstünden zahlreiche neue Jobs und Beschäftigte mit spezialisierten KI-Kompetenzen würden daher in den untersuchten Unternehmen derzeit stark nachgefragt.
Höhere Arbeitsqualität
Die Nutzung von KI führt der Studie zufolge eher dazu, Tätigkeiten umzuorganisieren, als Arbeitskräfte freizusetzen. Dabei komme es zu einer Verlagerung hin zu jenen nicht-routinemäßigen kognitiven Aufgaben, bei denen menschliche Arbeitskräfte komparative Vorteile aufweisen.
Die Fallstudien liefern dabei auch erste Belege für eine erhöhte Arbeitsqualität durch KI-Anwendungen: Werden E-Mails von Kund*innen in Banken mittels KI-Anwendungen automatisch sortiert und weitergeleitet, verbessern sich die Arbeitsinhalte durch den Wegfall monotoner Tätigkeiten.
In Industriebetrieben, etwa einem heimischen Stahlunternehmen oder einem Halbleiterproduzenten, übernehmen auf KI basierende Anwendungen entscheidende Arbeitsschritte, was den Herstellungs- bzw. Wartungsprozess beschleunigt und zudem das Unfallrisiko für Mitarbeitende reduziert. Durch den Wegfall eintöniger bzw. riskanter Arbeiten bleibt den Beschäftigten mehr Zeit für interessante Aufgaben – das erhöht die Motivation und auch die Arbeitssicherheit.
Eine begleitende quantitative Befragung der OECD belegt diese Entwicklungen: 80% der befragten Beschäftigten, die KI-Technologien nutzen, gaben darin an, dass sich ihre Arbeitsleistung dadurch verbessert hat. Rund sechs von zehn KI-Nutzer*innen in Unternehmen äußerten, nun mehr Freude an der Arbeit und eine bessere mentale Gesundheit zu haben.
Höhere Komplexität
Laut Studie blieben die Kompetenzanforderungen trotz Einführung von KI-Technologien zumeist unverändert. In einigen wenigen Fällen, die sich ausschließlich auf den verarbeitenden Sektor beziehen, sanken durch den Einsatz von KI die Kompetenz-anforderungen, da aufgrund der Automatisierung einige Qualifikationen nicht mehr benötigt wurden.
Häufig stieg jedoch durch den KI-Einsatz sowohl die Arbeitsintensität als auch die Komplexität der Aufgaben, was ein höheres Kompetenzniveau sowie ein breiteres Kompetenzspektrum erfordert. „Hier sind firmeninterne Schulungen vonnöten, damit die anspruchsvolleren Tätigkeiten auch entsprechend ausgeführt werden können.“ meint Karin Petzlberger