Versicherer planen höhere IT-Ausgaben
Zwei von drei Unternehmen wollen ihre Digitalisierungsprogramme beschleunigen. So eine Umfrage unter 270 IT-Entscheidern in der europäischen Assekuranz.
Die Studie des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Information Services Group (ISG) kommt zu dem Schluss, dass zwei Drittel der Befragten für die kommenden beiden Jahre eine Erhöhung ihrer Investitionen in digitale Technologien planen. Die Bereiche Bezahlkanäle (68 Prozent), Cybersicherheit (63 Prozent), Augmented/Virtual Reality (63 Prozent) und Künstliche Intelligenz (59 Prozent) führen die Liste der wichtigsten Investitionsfelder an.
Laut Umfrage wächst der Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) derzeit besonders stark. Dreizehn Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Jahresbudget für KI bereits mehr als eine Million Euro beträgt. Sechs von zehn Experten erwarten eine weitere Steigerung der Investitionsmittel im laufenden Jahr. Neben etablierten KI-Methoden wie der Verarbeitung natürlicher Sprache und maschinellem Lernen würden zunehmend auch große Sprachmodelle eingesetzt, erläutert ISG.
Experimentierfeld KI
Die KI-Entwicklung steht bei vielen Befragten allerdings noch am Anfang: Die Hälfte der Unternehmen (50 Prozent) experimentiert mit Prototypen, nur 6 Prozent entwickeln unternehmensweite KI-Lösungen. Der Vergleichswert für den Bereich der Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) Technologien liegt bei 18 Prozent. Der hohe Zuspruch verdanke sich vor allem dem Geschäftskundenbereich, heben die Studienmacher hervor. Hier eröffnen AR-/VR-Tools neue Möglichkeiten, um Schadensfälle durch vorbeugende Wartung zu minimieren.
91 Prozent der Befragten sehen Effizienzsteigerungen im Bereich Kundendatenmanagement als wichtige Investitionspriorität. Vor dem Hintergrund seiner eigenen Beratungsprojekte fügt ISG hinzu, dass nur etwa ein Fünftel der vorhandenen Kundendaten effektiv genutzt werde. Das Aufbrechen der Datensilos stelle somit nach wie vor eine große Herausforderung dar.
Cybersicherheit bindet Investitionsmittel
Ein weiteres Schwerpunktthema ist laut Studie der Bereich Cybersicherheit, da sich die Unternehmen zunehmend auf digitale Infrastrukturen verlassen, in denen Vermögenswerte anfällig für Betriebsunterbrechungen und Cyberangriffe werden. Vor diesem Hintergrund würden die Investitionen in das digitale Risikomanagement weiter zunehmen, wovon vor allem die Bereiche Cyber und KI profitieren würden.
Ziel sei es, “Kundenvertrauen” als wichtiges Unterscheidungsmerkmal aufzubauen sowie die zunehmenden regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. 63 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Budgets für Cybersicherheit 2024 und 2025 steigen werden, um den wachsenden Risiken und regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden.
„Der Schwerpunkt der Investitionen von Versicherern liegt auf KI, Legacy-Modernisierung und IT-Sicherheit. Über den Aufbau von strategischen Partnerschaften kann der Zugang zu digitalen Fähigkeiten, Prozesswissen und spezialisierten Fachkräften verbessert werden, während gleichzeitig der Marktzugang erweitert und das Entwicklungsrisiko geteilt wird”, fügt Steve Hall von ISG hinzu. „Der Anteil der Unternehmen, die die Konsolidierung ihres Dienstleisterportfolios als oberste IT-Priorität betrachten, steigt deutlich von 59 Prozent im Jahr 2022 auf beachtliche 93 Prozent im Jahr 2023.”
Verlängerte Werkbank gegen Fachkräftemangel
Angesichts der der wachsenden Notwendigkeit, IT-Talente anzuziehen und zu halten, sei ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Insourcing und Outsourcing von entscheidender Bedeutung, so die Studie weiter. Der Anteil der Befragten, die in Insourcing investieren wollen (78 Prozent), ist fast genauso hoch wie der Anteil derer, die in Outsourcing investieren wollen (77 Prozent). 68 Prozent der Entscheidungsträger sehen in der Verbesserung des Talentmanagements eine dringende geschäftliche Notwendigkeit.
„Während Technologieunternehmen und Insurtech-Startups zu attraktiven Arbeitgebern für junge, technologieaffine Fachkräfte werden, stehen etablierte Versicherer vor der Herausforderung, die besten Talente zu gewinnen und zu halten”, unterstreicht Hall abschließend. „Qualitativ hochwertiges Talentmanagement wird somit zu einem entscheidenden Faktor, um den transformativen technologischen Anforderungen gerecht zu werden.”
Die Studie “Pulse Check – State of European Insurance Industry 2024” steht auf dieser Webseite zum Download bereit.