Viele Risikomanager übersehen vorhandenes Wissen
Laut EY-Umfrage schöpfen nicht einmal 40 Prozent der Unternehmen die ihnen zur Verfügung stehenden Daten voll aus.
Die zunehmende Vernetzung und Komplexität unserer Welt bringt wachsende Herausforderungen mit sich und macht unsere Gesellschaft anfälliger für Krisen. Technologischer Fortschritt, Klimawandel, politische Instabilität und Bevölkerungswachstum tragen dazu bei, dass Krisen wahrscheinlicher und deren Auswirkungen schwerwiegender werden.
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, diese vielfältigen und oft miteinander verknüpften Risiken zu bewältigen. Dabei kommt dem Risikomanagement eine zentrale Rolle zu. Trotzdem wird die Bedeutung des Risikomanagements weiterhin nicht ausreichend erkannt: Obwohl mittlerweile 75 Prozent der Unternehmen eine entsprechende Abteilung oder Funktion haben, fehlt diese Struktur noch immer bei einem Viertel der Befragten. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies sogar einen Rückgang um fünf Prozentpunkte (2023: 80 %).
Das sind Ergebnisse einer gemeinsamen Umfrage von EY Österreich, Business Circle und CRIF. Dafür wurden 64 Unternehmensvertreter:innen unterschiedlicher Branchen sowie Größen in Österreich befragt.
Luft nach oben
Nahezu alle Unternehmen (92,2 %) schätzen ihre Organisation als stark bis sehr stark widerstandsfähig gegen Krisen ein, doch 34,4 Prozent sehen den Beitrag des Risikomanagements zur Widerstandsfähigkeit als stark ausbaufähig. Diese Diskrepanz zeigt, dass das Risikomanagement in vielen Unternehmen noch nicht optimal integriert und genutzt wird. Ohne eine starke Einbindung des Risikomanagements in die Unternehmensstruktur kann die tatsächliche Widerstandsfähigkeit gegen Krisen beeinträchtigt werden.
Darüber hinaus messen oder evaluieren 18,8 Prozent der Unternehmen ihre organisatorische Resilienz gegen Krisen nicht, und 37,1 Prozent geben an, dass die Faktoren zur Stärkung der Resilienz gegen Krisen (z.B. flexibel, robust, vorausschauend, lernend, interaktiv und vielfältig) nur schwach bis sehr schwach ausgeprägt sind. Diese Lücken in der Messung und Bewertung der Resilienz bedeuten, dass viele Unternehmen möglicherweise nicht in der Lage sind, ihre Fähigkeit zur Bewältigung von Krisen objektiv zu beurteilen und zu verbessern.
Mangelnde Datennutzung
Der Studie zufolge haben viele Unternehmen nicht die nötige Datenbasis, um flexibel auf Veränderungen und Risiken reagieren zu können. 28,1 Prozent der befragten Unternehmen empfinden die aktuell vorhandenen Daten als wenig bzw. nicht ausreichend für eine agile Steuerung. Bei 35,9 Prozent stehen Echtzeitdaten zur Risikoposition der Organisation nicht oder kaum zur Verfügung, was die Fähigkeit zur schnellen und informierten Entscheidungsfindung einschränkt.
Zudem stufen 28,2 Prozent der Unternehmen den Grad der Datenvernetzung risikorelevanter Informationen als eher schwach bis schwach ein, was die Integration und Analyse von Daten aus verschiedenen Quellen erschwert. Organisationen, die über die notwendigen Daten (z.B. Finanz-, Markt- und Technologiedaten, Daten zur konjunkturellen Entwicklung, Compliance-Daten etc) verfügen, nutzen diese aber nur begrenzt (39,4 % in vollem Umfang, 36,8 % teilweise). Selbst wenn Daten vorhanden sind, werden diese oft nicht effektiv genutzt und beeinträchtigen damit eine fundierte Entscheidungsfindung und Risikobewältigung erfolgen kann.
Obwohl Nachhaltigkeit seit mehreren Jahren ein zentrales Thema darstellt, fehlen den Unternehmen im Durchschnitt am meisten Daten zu Nachhaltigkeit (28,1 %) und Umwelt (43,8 %). Zudem werden die vorhandenen Daten nur begrenzt genutzt – 32,8 % der Unternehmen nutzen die vorhandenen Nachhaltigkeitsdaten nicht oder nur in geringem Ausmaß, während das bei Umweltdaten für 53,2 Prozent gilt.