Wie leistungsstark ist Österreichs Forschungssektor?
Im EU-Vergleich liegen die wichtigsten Defizite in den Bereichen Digitalisierung, Gründungen und Geschlechtergerechtigkeit.
Alljährlich untersucht der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE) die wissenschaftliche und technologische Leistungsfähigkeit Österreichs. Insgesamt ergibt die Stärken-Schwächen-Analyse für das Jahr 2023 ein ähnliches Bild wie im Vorjahr: Gegenüber dem EU-Durchschnitt schneidet das Land zwar gut ab. Doch gelingt es ihm nicht, gemäß der FTI-Strategie der Bundesregierung zu den Klassenbesten („Innovation Leaders“) Schweden, Finnland, Dänemark, Niederlande und Belgien aufzuschließen.
Weiterhin auf dem Niveau der Innovation Leaders – allerdings leicht rückläufig – bleiben Österreichs internationale Verflechtung und die Standortattraktivität, wesentlich darüber liegt nach wie vor die Finanzierung durch die öffentliche Hand.
Besonderen Handlungsbedarf bescheinigt die Studie der Teilhabe von Frauen in Forschung, Technologie und Innovation, die gegenüber den Innovation Leaders seit Jahren rückläufig ist. Um den Ursachen wirksam zu begegnen, brauche es laut RFTE neben privatwirtschaftlichen und politischen Commitments eine politikfeldübergreifende, verbindliche Umsetzungsstrategie, die sich auch an erfolgreichen Modellen anderer Länder orientiert.
Baustelle Startup-Förderung
Im Bereich der Gründungen bleibt Österreich erneut weit zurück und kommt nicht über das Ergebnis des Vorjahres hinaus. Besondere Schwachstellen bilden eine ausgesprochen niedrige Risikokapitalintensität und fehlende Motivation für unternehmerisches Handeln.
Im derzeit in Begutachtung befindlichen Gesetz über die neue Gesellschaftsrechtsform FlexKapG sieht die stellvertretende Ratsvorsitzende Sabine Herlitschka allerdings das Potenzial, Österreichs Performance deutlich zu befördern: „Das neue Gesetz ist entscheidend für die notwendige Dynamisierung von Unternehmensgründungen und die Skalierungsoptionen am Standort – und spielt damit gerade vor dem Hintergrund der grünen und digitalen Transformation eine wesentliche Rolle für Österreichs Wettbewerbsfähigkeit, Standortattraktivität und Wohlstand.“
Digitale Transformation
Laut RFTE entwickelt sich Österreichs Digitalisierungsgrad in einigen Bereichen positiv – darunter die Breitbandnutzung, Glasfaserausbau und die Anzahl der IKT-Fachkräfte –, allerdings nicht stark genug, um sich den ebenfalls stärker werdenden Innovation Leaders oder dem EU-Durchschnitt anzunähern. „Wirksame Maßnahmen, wie etwa Ausbau der Infrastruktur, Umsetzung einer nationalen Datenstrategie oder Investitionen in eine zeitgemäße Bildung und Ausbildung im Bereich der Digitaltechnologien, müssen daher deutlich intensiviert und beschleunigt werden“, appelliert Sabine Herlitschka.
Studiendesign
Mit dem 2022 gestarteten FTI-Monitor und dem darauf basierenden Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs analysiert der RFTE Österreichs FTI-Performance im Vergleich zu den sogenannten “Innovation Leaders” (Schweden, Finnland, Dänemark, Niederlande und Belgien), den jeweiligen Top 3 und dem EU-Durschnitt, um so Stärken und Schwächen festzustellen und Entwicklungstendenzen abschätzen zu können.