Wie sicher sind Gebrauchtwagen vor Zugriffen durch Vorbesitzer?
Remote-Apps für Autos sind eine praktische Sache. Solange man selbst die alleinige Kontrolle über sie hat, warnt der ÖAMTC.
Mittels Remote-App lassen sich vernetzte Geräte bequem über das Smartphone steuern und überwachen. Im Gebrauchtwagenmarkt birgt dieser Komfort allerdings Sicherheitsprobleme: Hat der Vorbesitzer oder die Vorbesitzerin die Verbindung zwischen Fahrzeug und App nicht getrennt, ist ihm beziehungsweise ihr der Zugriff auf diverse Daten und Funktionen weiterhin möglich.
Welche Risiken damit einhergehen, erläutert ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl: „Was über die App abruf- und steuerbar ist, unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller. Meist können Verbrauchswerte und Kilometerstand abgelesen werden, bei E-Autos auch Ladezustand und aktuelle Reichweite. In manchen Fällen – und hier wird es wirklich bedenklich – können Fahrzeuge per App metergenau lokalisiert, geöffnet und geschlossen werden.” All das übrigens auf unbegrenzte Zeit und ohne, dass man sich dafür in der Nähe des Autos befinden muss.
Gegenmaßnahmen
Doch wie kann man die missbräuchliche Verwendung verhindern? „Die zunehmende Digitalisierung sollte jedenfalls im Kaufvertrag berücksichtigt werden, zumindest sollte man sich als Käufer:in schriftlich bestätigen lassen, dass alle Smartphone-Verbindungen getrennt wurden”, hält der ÖAMTC-Experte fest.
Um ganz sicherzugehen, kann und sollte man außerdem selbst kontrollieren, ob fremde Personen Zugriff haben. Dabei helfe die Betriebsanleitung, so Kerbl weiter: „Im Wesentlichen funktioniert es immer ähnlich: In den Menüs am Fahrzeug-Display können unter dem Punkt ‘Remote-Dienste’, ‘Connect-Dienste’ oder ähnlichen Bezeichnungen alle Verbindungen getrennt werden. Notfalls hilft es auch, das gesamte System auf Werkseinstellungen zurückzusetzen, was ebenfalls eine über das Display abrufbare Funktion ist.”
Besondere Aufmerksamkeit ist nach Ansicht des Automobilclubs bei Fahrzeugen geboten, die Android Automotive nutzen: Hier könnten neben der Verknüpfung mit einem Hersteller auch Google-Konten aktiv sein.
Das Fazit von Steffan Kerbl: „Remote-Apps bieten eine Reihe von Komfort-Funktionen, gegen deren Nutzung überhaupt nichts spricht. Als Konsument:in muss man sich allerdings über die Konsequenzen bewusst sein, die es haben kann, wenn man unvorsichtig damit umgeht – denn wer will schon, dass fremde Personen wissen, wo das eigene Auto gerade steht? Daher: Verbindung trennen, Werkseinstellungen wiederherstellen und das Problem ist gelöst."
App-Test
Von den Kfz- und App-Herstellern fordert der ÖAMTC-Experte, dass die Menüpunkte zum Trennen aller Verbindungen möglichst transparent und leicht auffindbar dargestellt werden. Stichprobenartig haben der ÖAMTC und seine Partner anhand von vier E-Autos und der zugehörigen Apps überprüft, wie sich eine Verbindung einrichten und wieder entfernen lässt bzw. wie transparent verbundene Geräte angezeigt werden. Getestet wurde mit BMW i3s (App: My BMW), Renault Megane E-Tech (App: My Renault), Tesla Model Y (App: Tesla App) und VW ID.3 (App: We Connect). Eine Zusammenfassung der Funktionen der einzelnen Apps sowie ihrer Stärken und Schwächen gibt es unter www.oeamtc.at/tests.